Grüner Jäger. Müsste man sich ein Bandporträt des Brooklyn-Trios Widowspeak vorstellen, nachdem man sich das im August erschienene Debütalbum angehört hat, zeichneten die Gedanken ein Bild düsterer Romantik.

Wenn Sängerin Molly Hamilton in dem Stück "Harsh Realm" stetig wiederholt "I always think about you", dann glaubt man ihr das. Weil ihre Stimme schon fast so resigniert wie bei den 90er-Dream-Poppern von Mazzy Star durch die unheimlichen Gitarrenwälder strahlt. Als wäre sie ewig auf der Suche, mit gesenktem Kopf. Heute Abend zum Beispiel im Grünen Jäger.

Das Bild, das sich vor unserem geistigen Auge zusammensetzt, wirkt vergilbt. Wie oft in der Hand gehabt. Seine Ecken wirken wie mit dem üblichen Vignetten-Effekt digitaler Knipskameras bearbeitet. Es ist ein Bild von gestern, ein wertvolles. Denn die Band mit ihrem fabelhaften Gitarrenspiel von Molly Hamilton und Robert Earl Thomas und den spröden Drums von Michael Skakis klingt leicht, geheimnisvoll und nostalgisch auf eine sehnsüchtige Art.

Die Szene nostalgischer Independent-Musik ist groß zurzeit: da sind Best Coast, Dirty Beaches, Beach House, vielleicht auch Warpaint. Widowspeak gehört nur zum Teil dazu: Für Seattle nicht genug Grunge, für Kalifornien zu düster und für New York zu uncool - und gerade das gefällt.

Widowspeak bedient sich großzügig: Shoegaze, Dream-Pop, Grunge, Spaghetti-Western-Gitarren und 50er-Jahre-Jukebox. Die Stimmung der Stücke variiert dabei zwischen Tarantino-Soundtrack-Retro-Charme und der Unheimlichkeit der Musik in David Lynchs Filmen. Dazu passt auch das Cover von Chris Isaaks Kuschelpop-Evergreen "Wicked Games", den Widowspeak viel mystischer erklingen lässt. Als hätte man einen verdüsternden Filter auf die Kameralinse montiert.

Widowspeak Fr 9.12., 20.00, Grüner Jäger (U Feldstraße), Neuer Pferdemarkt 23, Karten 8,- an der Ak.; www.myspace.com/bandwidowspeak