Es fing alles an mit einer Beatles-Kassette, als ich neun Jahre alt war. Das Hören der Songs gab mir ein Gefühl dafür, dass es eine Welt hinter den Dingen gab voller Poesie und "Seelentiefe". Ich verliebte mich unsterblich in die Stimme von John Lennon und fing an, Liebeslieder für ihn zu schreiben.

Ich hatte damals einen wunderbaren Klavierlehrer, der mich jede Stunde mit neuen Mixtapes versorgte. Er war wie auf Mission, weil ich angeblich nie etwas anderes als die Beatles hören wollte. Also bekam ich von ihm die Stones, Van Morrison, James Taylor und irgendwann kam er mit der ersten Frau an - Joni Mitchell "Blue". Ich war 13 und konnte gar nichts anfangen mit dieser hohen, säuseligen Stimme. Als mein Klavierlehrer unsere Musikschule verließ, lief ich nach unserer letzten Stunde unsterblich-unglücklich verliebt und tränenüberströmt nach Hause und legte mir zwei Jahre nach dem ersten Hören "Blue" auf.

Plötzlich war diese Platte wie eine Offenbarung. Die traurige, "blaue" Grundstimmung, die sparsamen Arrangements, Text und Melodie auf unnachahmliche Weise miteinander verwoben. Es ging um Liebe und Verlust und um die Lehren, die man daraus zieht. So offen, so ehrlich, und in ihrer Verletzlichkeit unglaublich stark, sprach mir Joni aus der Seele.

Auch die hellsten Momente sind überschattet von bitteren Gefühlen aus Einsamkeit und Schmerz. Und doch ist die Platte voller Hoffnung darauf, dass die Reise immer weitergeht. Es ist die Sehnsucht eines jeden Songwriters, irgendwann sein eigenes "Blue" zu erschaffen. Und so kann auch ich nicht aufhören zu schreiben und zu suchen.