Der 19 Jahre junge Pianist Kit Armstrong in der Laeiszhalle

Hamburg. Woran hat eigentlich ein Wunderkind besonderen Spaß? An den kleinen Dingen, so scheint es. Das legte jedenfalls das Konzert des als Musik- und Mathematik-Talent hoch gepriesenen Kit Armstrong in der Laeiszhalle nahe. Die beglückendsten Momente zauberte der 19-Jährige mit Klavierschüler-Stückchen von Mozart.

Doch diese Petitessen hatten es in sich; zielsicher hat Armstrong sich gerade solche mit Chromatik gesättigten Werkchen ausgewählt, die Mozart als Kontrapunktiker zeigen. Die "Kleine Gigue" KV 574 etwa, die das Wolferl einem Leipziger Organisten widmete, ist ein wahrhaft irres Stück. Und auch das Anschauungsbeispiel, wer Mozart zu solchen Kühnheiten inspiriert hatte, lieferte Armstrong mit Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge gleich mit.

Armstrong ist ein technisch perfekter, eminent musikalischer Pianist; seine Haltung der Musik gegenüber könnte man als objektiv beschreiben. Bei Mozarts Miniaturen war er in seinem Element - und legte als Zugabe noch ein Adagio und Allegro drauf. Auch Bachs Chromatische Fantasie und Fuge hat man selten klarer und artikulierter gehört - wie bestürzend kühn und schwindelerregend dieser Chromatik-Exzess wirklich ist, enthüllte sich in Armstrongs luzider Lesart gerade nicht.

Allzu viel Herzblut dürfte Beethoven in seine "Les Adieux"-Sonate kaum investiert haben. Und so konnte man Armstrong hier direkt dankbar sein, dass er von Beethovens auskomponierten Krokodilstränen und demonstrativer Wiedersehensfreude dann auch nicht mehr Aufhebens machte, als ihnen gebührt. Bei Schuberts Drei Klavierstücken D 946 dagegen fehlte jene Spur Sentimentalität, die zum Dialekt dieser Musik dazugehört.