Spätberufene haben einen Vorteil. Sie wissen genau, was sie wollen. Das Produkt ist in ihnen zur Höchstreife gelangt. Auf seinem Debütalbum "Crazy Clown Time" beglückt uns der 65-jährige Regisseur David Lynch mit ausgefeilten Elektro-Arrangements, die zu vielem taugen. Sie dekorieren Begegnungen der dritten Art im Sägewerk. Momente von peinigender Klaustrophobie mitten in der Zivilisation. Geister aus dem Zwischenreich bevölkern zu schrammeligem Modern Blues die Tanzflächen abgelegener Waldhütten.

Die Musik und der stimmverzerrte Gesang gibt eine ideale Tonspur ab für Autofahrten, die im Graben landen. In "So Glad" scheppert das Drumset wie ein Höllenrhythmus. In "I Know" quäkt die unkenntlich gemachte Stimme des Meisters von entsetzlichem Wissen. Für "Pinky's Dream" hat er gar die feurige Karen O von den Yeah Yeah Yeah's gewinnen können. Lynch bewies schon bei der Auswahl für die Soundtracks seiner Filme einen exzellenten Geschmack. Und auch hier ist der Meister mal wieder stilprägend. Fast schon ein Universalgenie.

David Lynch: "Crazy Clown Time" (Pias/Sunday Best); www.davidlynch.com