Jochim Maack ist durch Südamerika gefahren, um mit der Landschaft eins zu werden. Seine Bilder erzählen davon

Leibnitz-Infozentrum. Er ist oft nach Südamerika gefahren, aber die Zeit war immer zur kurz. Jahrelang hat Jochim Maack davon geträumt, die bizarr geformten Felsen der Anden und die erhabenen Gletscher Patagoniens nicht nur zu sehen, sondern tatsächlich zu erleben und sie zu fotografieren. Als Tourist kann man eine Landschaft zwar besuchen und ablichten, man kann sie aber nicht begreifen, sie spüren und ein Teil von ihr werden. Doch genau das hatte Maack vor, als er sich 2008 einen Camping-Bus kaufte und ihn per Container von Hamburg nach Buenos Aires verschiffte.

Acht Monate ist der Hamburger in Südamerika unterwegs gewesen, zeitweise mit Familie und Freunden, manchmal aber auch allein. Er hat sich auf die weiten Landschaften in Chile und Argentinien eingelassen, um ihre besondere Stimmung in großformatigen Fotografien wiederzugeben. Ab heute sind seine Bilder in der Ausstellung "Der Flug des Condors" im Leibnitz-Informationszentrum Wirtschaft erstmalig zu sehen. Die Schau umfasst 55 Bilder, von denen viele 215 mal 140 Zentimeter groß sind und daher manchmal wie Panoramen wirken.

Morgens um 4.30 Uhr hat Maack in Südpatagonien auf den richtigen Moment gewartet, um die Felsnadeln des Fitz-Roy-Massivs in der frühesten Morgensonne zu fotografieren. Er hat die bis zu 9000 Jahre alten Felsmalereien von Cueva de las Manos in der argentinischen Provinz Santa Cruz so fotografiert, dass sie wie ein modernes Gemälde erscheinen. Und einmal ist es ihm auch gelungen, einen Condor im Flug zu fotografieren. "Ich habe zwar mehrfach Condore gesehen, aber niemals so, dass ich sie auch fotografieren konnte. Und dann kam dieser besondere Moment. Fast schien es so, dass er mich gefunden hat: Er kam, umkreiste mich mehrfach und zog erst dann majestätisch davon", schwärmt Maack.

Ist es Zufall, dass auf keinem seiner Bilder ein Mensch auftaucht? "Nein, das ist Programm, denn mir ging es um eine Hommage an die Landschaften des südlichen Südamerikas. So steht es auch im Untertitel der Ausstellung", sagt der Fotograf, fügt dann aber hinzu, dass sein Projekt ohne die Hilfe und Unterstützung von Familienangehörigen, Freunden und jenen Menschen, die ihm während seiner Reise begegnet sind, niemals hätte gelingen können. Die Erhabenheit der gewaltigen Landschaften impliziert mitunter auch die Einsamkeit des Betrachters. Und gelegentlich hat Jochim Maack sich auch wirklich sehr einsam gefühlt. Doch gerade in solchen Momenten sind ihm besonders eindringliche Motive gelungen, die ein Gefühl dafür vermitteln, dass die Natur sich selbst genug ist und sehr wohl ohne den Menschen auskommen kann.

Zu den schönsten Bildern der Ausstellung gehört das gewaltige Panorama des Gletschers Perito Moreno, der in dem zum Unesco-Weltnaturerbe gehörenden Nationalpark Los Glaciares in der argentinischen Provinz Santa Cruz liegt. Es ist ein fantastisches Eisgebirge, dessen skulpturale Formen in hellen Blauabstufungen leuchten und vom Weiß der Schneefelder sowie dem dunklen Blau der umliegenden Felsen gerahmt werden. "Diese Erde ist eine unbarmherzige Liebhaberin. Sie ist verhext. Sie ist eine Zauberin! Sie nimmt Sie in ihre Arme und lässt Sie nie wieder gehen", diesen Satz eines patagonischen Dichters hat Maack als Leitmotiv für seine Ausstellung gewählt.

"Der Flug des Condors - eine photographische Hommage an das südliche Südamerika". ZBW - Leibnitz-Informationszentrum Wirtschaft, Neuer Jungfernstieg 21, bis 27.1.2012, Mo-Fr 9.00-20.00