Katja Wolff inszeniert den Kinoerfolg “Shoppen“ in der Komödie Winterhude.

Sie saß im Kino, sah den Film, amüsierte sich wie Bolle und dachte sich: "Daraus müsste man ein Stück machen." Katja Wolff ist Theatermacherin. Trotz zahlreicher Engagements (u. a. "Noras Baby" am Staatstheater Stuttgart) suchte sie den Kontakt zum Regisseur von "Shoppen". Ralf Westhoff hatte den Überraschungserfolg 2007 gelandet. Der Münchner, zugleich Drehbuchautor und Produzent, führte das Thema Speed-Dating und Großstadt-Singles in seinem ersten Langfilm unkonventionell ad absurdum. "Ich würde mich schon gern unterhalten, aber nicht zwingend mit dir", sagt etwa Patrick. Eine böse Weisheit.

"Die Super-Dialoge" hatten es nicht nur Katja Wolff, sondern 350 000 Kino-Zuschauern angetan. Frech und lebensnah sind die Zwiegespräche in dieser Art der zwischenmenschlichen Fünf-Minuten-Terrine. Jeweils 300 Sekunden sitzen sich 18 Suchende, neun Frauen und neun Männer, in einem kahlen Saal duellgleich gegenüber. Dann heißt es: Ring frei zur nächsten Runde!

"Das ist doch ein verrücktes Zeitgeistphänomen", meint Katja Wolff. "Das ist nicht nur komisch, da spielen sich richtige menschliche Dramen ab." Nachdem sie das Drehbuch von Westhoff bekommen hatte, dachte die Theaterregisseurin, die schon die Wechseljahre-Revue "Heiße Zeiten" als Erste hierzulande inszeniert hat, kurzzeitig daran, das Stück auch mit 18 Hauptdarstellern herauszubringen. Doch wer sollte das bezahlen? Welche Darsteller von Ende 20 bis Ende 30 sollten es spielen? "Wir haben in fünf Frauen und fünf Männern Eigenschaften komprimiert", erklärt Wolff ein Prinzip der Bühnenfassung. Plappermaul Mediha ist als Figur aber wieder dabei, der Pedant heißt jetzt Falk: Er fragt mit Checkliste bei (fast) allen Damen alles ab: Beruf, Katzenhaarallergie, Konsumverhalten, fruchtbare und unfruchtbare Tage.

Doch die Figuren sollen als Menschen und nicht als Karikaturen rüberkommen. Die Dialoge seien alle noch original Westhoff, versichert die Regisseurin. Bei der Deutschland-Premiere von "Shoppen" im Berliner Theater am Kurfürstendamm hat das Konzept ebenso funktioniert wie auf Tournee. Warum nicht auch in Hamburg, laut Statistik "Hauptstadt der Singles"?

Für Wolff ist es die erste Inszenierung in der Hansestadt. "Und hoffentlich nicht die letzte", sagt die gebürtige Bremerin. Das Stück soll auch in der Komödie Winterhude keine schnelle Nummer sein. Filmemacher Westhoff ("Der letzte schöne Herbsttag") will es sich im Dezember erstmals anschauen.

Shoppen bis 15.1.2012 tägl. außer Mo 19.30 (So 18.00), Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstr.), Hudtwalckerstr. 13, Karten zu 10,50 bis 35,- unter T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de