Die Hamburger Band Halma präsentiert ihr wunderbar geheimnisvolles Album “Dissolved Solids“ im Hafenklang.

Hafenklang. Musik kann das Wesen der Dinge ändern. Sie kann Hartes erweichen. Und Massives zum Fließen bringen. Die Hamburger Band Halma hat sich auf ihrem neuem Album dieser Magie gänzlich hingegeben.

"Dissolved Solids" heißt das fünfte Werk, das das Quartett am heutigen Mittwoch im Hafenklang präsentiert - gemeinsam mit Filmen, die die Gruppe vertont hat. "Gelöste Feststoffe" also. Und was sich da löst und lockert im Innern des Hörers, geht vom Herzen aus, das tief im Körper pumpt. Der epische Eröffnungssong der Platte beginnt mit einem tiefen Bass, Gitarre und Keyboard driften bald dazu. Und dann ist da dieses Knistern. Ganz fein. Wie das Rauschen des Blutes, das man manchmal in den Ohren hört.

Seit nunmehr zwölf Jahren kultiviert Halma eine Form von entschleunigter Rockmusik, die warm und organisch klingt. Auch den Dub, diesen Stil, der hallende, langsame Beats liebt, fügen Thorsten Carstens (Gitarre, Lapsteel), Andreas Voß (Gitarren, Bass), Fiona McKenzie (Schlagzeug, Perkussion) und Anna Bertermann (Synthesizer, Bass) in ihr improvisiertes Spiel ein.

Den Empfänger vor den Boxen nehmen die vier Instrumentalisten stets mit auf die Reise. Und wie bei den besten Unternehmungen wird der Mensch auch bei den akustischen Erkundungen von Halma auf sich selbst geworfen. Er ist beunruhigt, verzettelt und verzärtelt sich auf dunklen Pfaden, holt Luft und geht immer weiter, bis die Bewegung selbstverständlich wird. Der Sound entwickelt eine eigene Dynamik, die ihn, den Hörer, ankommen lässt im Moment. Diese emotionalen und musikalischen Flächen, die da durchwandert werden, verlaufen jedoch nie eindimensional, sondern weisen Höhen und Tiefen auf, Stolpersteine voller Schönheit und Geheimnisse. Eine verheißungsvolle Melancholie.

Die Landschaft, die immer auch die der Seele ist, ist eine wiederkehrende Metapher im Werk von Halma. Schon auf ihrem Album "Back To Pascal" aus dem Jahr 2006 existiert nur ein einziger Satz, der jenseits der Instrumentalsphären gesungen wird: "Lass mich dieses Land bereisen vom Berg bis zum Meer." Ein Zitat von Countrysänger Hank Williams. Und auf "Dissolved Solids" bietet die Band anhand der Liedtitel sogar konkrete geografische Anhaltspunkte.

Von "Mimizan", einem Städtchen an der französischen Atlantikküste, führt die Route über das "Massif Central" im Süden Frankreichs hin nach "Saint Tropez". Der Hörer spaziert zu traurigen Gitarren und schwerem Groove am rauen Meer entlang. Er besteigt das Gebirge, so hoch, bis sich die Gesteinsmassen tatsächlich kratzend aufzutürmen scheinen. Und er gibt sich am Mittelmeer einem schwülen Schlendern hin.

Eine Tour, die indirekt die Produktionsbedingungen der Gruppe widerspiegelt. Räumlich getrennt, schickten die Bandmitglieder Soundfiles zwischen Paris und Hamburg hin und her, um an "Dissolved Solids" zu arbeiten. Musik, aufgelöst in digitale Partikel. Unterwegs, auf Reisen.

Halma (Release-Konzert) Mi 7.12., 21.00, Hafenklang (S Königstraße), Große Elbstraße 84, Eintritt: 7,- an der Abendkasse; www.halma-music.com ("Dissolved Solids" ist beim Hamburger Label Sunday Service erschienen)