Das Abendblatt sucht den besten Debütroman. Autorin Tina Uebel erinnert sich an ihr Debüt, das vor zehn Jahren erschienen ist

Hamburg. Die Hamburger Autorin Tina Uebel, 42, begann 1999 an ihrem ersten Roman "Ich bin Duke" zu arbeiten, er erschien 2002. Geschrieben hatte sie etwa zwei Jahre an ihrem Debüt. Für eine, die seit 1992 Texte verfasste und mit dem "Macht"-Club das literarische Leben der Stadt bereicherte, war der Moment, als sie ihr gedrucktes Buch in Händen hielt, etwas ganz Besonderes. Natürlich. "Es ist sehr aufregend, dieses erste Mal", sagt Uebel.

Das Abendblatt sucht derzeit den "Besten Roman Norddeutschlands". 350 Autoren haben ihre Manuskripte eingesandt. Sie werden derzeit gelesen, ehe eine Jury unter den besten zehn Titeln den Sieger wählt. Der wird dann auf eine wohl noch spannendere Entstehungsgeschichte seines Werkes als Tina Uebel zurückblicken. Aber in mancherlei Hinsicht dieselben Erfahrungen gemacht haben. Als Autor, sagt Uebel, ist man während der Schreibarbeit zeitweise darauf aus, sämtliche Einflüsse von außen auszuschalten. Heute verreist die etablierte Autorin, wenn sie sich in einer wichtigen Phase ihrer Arbeit befindet. Bei "Ich bin Duke" schloss sie sich zwei Monate in Hamburg ein.

Und erzählte niemandem, dass sie an einem großen Prosa-Stück schrieb. Über die Veranstaltungen im "Macht"-Club hatte sie Kontakt zur Branche bekommen, das machte die Verlagssuche einfacher. Weniger unsicher hinsichtlich des Vorhabens war sie dadurch aber nicht. Als das Buch fertig war, zeigte sie es zunächst sechs Monate niemandem. Was den Zeitraum zwischen dem Niederschreiben des ersten Satzes und der Veröffentlichung weiter ausdehnte.

Wenn das Manuskript angenommen ist, beginnt die Arbeit desjenigen, der das Buch herausgibt. Man muss als Autor loslassen können, wenn sich der Verlag in Person des Lektors des Textes annimmt. "Bei meinen Büchern ist es nie so, dass da viel verändert wird - sieht man mal von 'Last Exit Volksdorf' ab", sagt Uebel.

"Last Exit Volksdorf" ist allerdings ohnehin die große Ausnahme: Der Hamburg-Roman musste teilweise umgeschrieben werden, weil sich eine Person in der Handlung wiedererkannte.

Normal ist aber, dass der Lektor, neben orthografischen Korrekturen, die er vornimmt, in den Text eingreift, wenn es der Dramaturgie oder dem Stil dient. "Mein erster Lektor Martin Hielscher hat mir viel beigebracht - und sämtliche Manierismen gestrichen", erinnert sich Uebel. Sie habe sofort gesehen, dass die Formulierungen wirklich scheußlich waren. "Aber man ist betriebsblind, wenn man jahrelang mit einer Sache befasst ist."

Und so ist die Phase, in der andere sich mit dem Text beschäftigen, die ersten Leser sozusagen, genauso wichtig wie der Prozess des Schreibens selbst, der bei Uebel immer in einen zeitweise rauschhaften Verlauf mündete. "Manche nennen das 'Flow'", sagt Uebel. Sie habe sich durch die Lektoren sprachlich weiterentwickelt - und eine stets wiederkehrende Entdeckung gemacht: Wenn das Buch endlich im Handel ist, ist sie gedanklich längst darüber hinaus, weil mit einem neuen Stoff zugange.

Der Moment aber, in dem man sein erstes Buch, das literarische Debüt, in der Hand hat, der ist unvergleichlich.

Manche Autoren streifen danach gerne durch die Buchhandlungen, um zu schauen, ob es ihren Büchern gut geht. Muss ein schöner Moment sein, wenn man Zeuge wird, wie eines gekauft wird.

Der Roman-Wettbewerb des Hamburger Abendblatts läuft seit August. Der Einsendeschluss ist verstrichen; jetzt wird ein Sieger gesucht. Der soll im Januar 2012 feststehen.