Hamburg. Vor 50 Jahren gehörte selbst bei uns noch viel Mut dazu, für die Rechte und die Freiheit der Frau zu kämpfen. Forough Farrokhzad brachte ihn auf - im Iran. Die früh verstorbene Dichterin und Filmregisseurin, die sich öffentlich zu ihrer Beziehung mit einem verheirateten Mann bekannte und sich nie den Mund verbieten ließ, gilt als Galionsfigur der iranischen Moderne. Sie war gewiss nicht zufällig die heimliche Hauptfigur der diesjährigen Hamburger Klangwerktage auf Kampnagel.

Ihr Dokumentarfilm "Das Haus ist schwarz" über eine Leprakolonie gehörte zu den Höhepunkten des nicht musikalischen Programms; ihre Lyrik inspirierte zwei der anwesenden Komponisten zu Auftragswerken. Nader Mashayekhi vertonte Farrokhzads Endzeitvision "Irdische Offenbarung" und schuf damit eine Art Herzstück des Festivals. Das Ensemblestück "Merke Dir den Flug" von Ali Gorji lässt die Gedanken an Forough Farrokhzad eher assoziativ mitschwingen, etwa in ganz leisen Akkordfolgen, die wie eine Art Refrain wiederkehren.

Mit Kommentaren zum aktuellen Geschehen halten Gorji und seine Kollegen sich wohlweislich zurück. Ihre Besorgnis ist auch so zu spüren.

Neben den beiden Uraufführungen und der Begegnung mit der reichen iranischen Kultur traten manche der anderen Werke etwas in den Hintergrund. Einzig Klaus Hubers "Die Welt dreht sich auf den Hörnern eines Stiers" für vier arabische (eigens aus Syrien eingeflogene) und zwei europäische Musiker entfaltete eine ähnliche emotionale Kraft, litt aber an Überlänge.