Schon der Vorspann erinnert an die Krimis der 60er-Jahre, als die Romane von Edgar Wallace verfilmt wurden. Der hessische "Tatort" ist allerdings keine Persiflage, auch wenn Kameramann Carl-Friedrich Koschnick durch sein kontrastreiches Spiel mit Licht und Schatten an die Bildgestaltung der Klassiker erinnert. Regisseur Justus von Dohnányi überlässt die Szenerie vor allem Ulrich Tukur als Kommissar Murot, der diese Aufgabe gewohnt souverän entledigt.

Dass die Geschichte hintergründig ist, ahnt man gleich zu Beginn, als ein vermeintlicher Selbstmörder, den Murot tags zuvor noch mausetot gesehen hatte, quicklebendig durch die morgendliche Landschaft des tiefsten Taunus hüpft. Aber sie ist auch untergründig, denn hinter der scheinbar harmlos skurrilen Fassade des verschlafenen Dorfs, in das Murot zwecks Amtshilfe gerufen worden ist, tun sich buchstäblich Abgründe auf: Durch Zufall entdeckt der Kommissar, dass man durch die Keller der Häuser Zugang zu einer Welt hat, die die meisten nicht lebend verlassen. Doch es dauert eine Weile, bis Murot klar wird, welch verbrecherisches Unwesen der honorige Herr Bemering (Thomas Thieme), die hübsche Ärztin (Claudia Michelsen) und Dorfpolizist Ulm (Devid Striesow) treiben.

Justus von Dohnányis Inszenierung knüpft nahtlos an den ersten Tukur-"Tatort" ("Wie einst Lilly") an. Gerade durch Murots Halluzinationen fällt der Film deutlich aus dem üblichen Rahmen des Sonntagskrimis. Gleich zu Beginn singen die Besucher eines Gasthofs voller Inbrunst einen alten Song von The Sweet, später tanzt Murot mit der Ärztin einen tödlichen Pas de deux. Mitunter verliert von Dohnányi dabei die Krimihandlung etwas aus den Augen, denn eigentlich geht es um die Suche nach einem Mörder.

Tatort: Das Dorf ARD So 20.15