Der österreichische Schauspieler Karl Markovics präsentiert sein Regiedebüt “Atmen“ im preisgekrönten Abaton-Kino

Abaton. Der eine bekommt heute seinen Preis, der andere hofft noch. Bevor die Hamburg-Premiere von "Atmen" beginnt, erhält Programmchef Matthias Elwardt die Trophäe "European Cinema of the Year" für das "beste europäische Kinoprogramm". Danach startet der Film, das Regiedebüt des Schauspielers Karl Markovics und Österreichs Beitrag für den Auslands-Oscar. Da könnte sich ein Kreis schließen, denn mit ihm in der Hauptrolle gewann vor drei Jahren das Nazi-Drama "Die Fälscher" diese Auszeichnung.

"Atmen" erzählt von Roman (Thomas Schubert), einem 19 Jahre jungen Mann, der kurz davor steht, nach einer Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Er ist Freigänger und macht erste Schritte ins Berufsleben bei einem Bestattungsinstitut. Den Umgang mit den Toten muss er erst lernen, findet dadurch aber auch langsam wieder eine Beziehung zu den Lebenden. In ruhigen Einstellungen erzählt dieser Film und gibt die Geheimnisse des Protagonisten nur nach und nach preis. So wird er von einem seiner neuen Kollegen gemobbt. "Ist ja nicht dein erster Toter", bekommt er in Anspielung auf den Grund seiner Haft zu hören.

Markovics erzählt diesen Film dialogarm, dafür aber mit einer sehr schönen Bildsprache. Martin Gschlacht, der schon bei so visuell starken Filmen wie "Women Without Men" und "Lourdes" hinter der Kamera stand, ist dafür verantwortlich. Und natürlich der Regisseur, dessen Ideen zu Geschichten immer mit einem Bild beginnen, das ihn nicht loslässt. In diesem Fall war es keins von Roman, sondern das einer tot auf dem Boden liegenden älteren Frau. "Dann beginnt für mich die Entdeckungsreise, um hinter das Rätsel des Bildes zu kommen. Zu welcher Geschichte gehört es überhaupt?"

Mit 48 Jahren legt Markovics ein relativ spätes, aber sehr gelungenes Regiedebüt hin. Er hat sich gleich an das große Format gewagt und ist nicht wie viele seiner Regiekollegen mit Kurzfilmen ins Inszenieren eingestiegen. "Dafür bin ich zu alt", sagt er lakonisch. "Meine frühen Filme sind in meinem Kopf geblieben." Angesichts des Themas könnte man das Klischee von den todessehnsüchtigen Wienern bestätigt sehen. "Österreichische Autoren und Filmemacher haben einen sehr speziellen Blick auf die Welt, auf Rand- und Extremsituationen der menschlichen Existenz. Ob es das Thema Angst ist wie bei Michael Haneke oder der Ekel bei Ulrich Seidl: Wir machen die Filme, die niemand sonst machen will."

An Hamburg hat der Wiener angenehme Erinnerungen. "Atmen" wurde hier gemischt. Während der Zeit kam die Einladung nach Cannes. "Wir haben hier alle Höhen und Tiefen der Postproduktion miteinander geteilt." In Zukunft möchte Markovics nur noch gelegentlich als Schauspieler arbeiten. "Ich bin jetzt da, wo ich immer hinwollte. Der Erfolg hilft einem dabei, sich einzugestehen, dass es einem gut geht und dass man glücklich sein kann."

Atmen heute 20.00, Abaton (Metrobus 4 + 5), Allende-Platz 3, Karten 7,50/6,50; www.abaton.de