Das Rocktrio Motörhead um Kraftmaschine Lemmy lud in der Sporthalle zum Inferno

Hamburg. Schwarz gekleidete Menschen strömen auf die Sporthalle zu, als ziehe sie das Gebäude wie ein Magnet an. Die Stimmung ist familiär, voller Vorfreude. Das Ziel: das Konzert der Dezibelgiganten Motörhead.

Jeans- und Lederjacken, T-Shirts, Schmuck und Tätowierungen zeugen von der Liebe zu dem britischen Rocktrio um Sänger und Bassist Lemmy Kilmister. Der Männerüberschuss ist unübersehbar. Als rotte man sich zu einem testosteronlastigen Ritual zusammen. Doch bei genauem Hinsehen sind auch Frauen zu erkennen, die den männlichen Anhängern in Sachen dunkler Coolness in nichts nachstehen.

Die Anheizer am Mittwochabend machen die schwedischen Vorzeige-Retrorocker Graveyard sowie der einstige Guns'n'Roses-Bassist Duff McKagan mit Band. Aber die meisten fiebern ihren Helden entgegen: Motörhead.

Licht aus, Inferno an. Die Band tritt vor die Boxentürme. Lemmy gewohnt mit Cowboy-Hut. Ein Banner gibt das Tour-Motto vor: "The Wörld Is Yours". Die ersten Riffs von "Bomber" erschallen. Die Menge vor der Bühne gerät heftig in Wallung, Becher fliegen. Doch nach wenigen Takten ist schon wieder Schluss mit Dröhnung. Lemmy beschwert sich, dass die Leute nicht ihren ganzen "shit" auf die Bühne schmeißen sollen. Eine Kraftmaschine wie Kilmister sollte man besser nicht reizen. Doch schnell geht es weiter, er kann seinen ultratreuen Fans nicht lange böse sein.

Es folgt Kracher auf Kracher, Brett auf Brett: "Damage Case", "I Know How To Die", "Stay Clean", "Metropolis", "Over The Top", "One Night Stand". Lemmy bellt und raspelt ins Mikro, Philip "Wizzo" Campbell ist ein wieselflinker Arbeiter an den Saiten, Mikkey Dee ein zitterndes Tier am Schlagzeug. Lichtblitze zucken, Nebel schießt empor. Die Fans recken ihre Hände in die Luft zu Hits wie "Get Back In Line" und "Going To Brazil". Sie schütteln ihre Häupter, als wollten sie die ganze Welt von sich werfen. Lautstärke, Energie, Befreiung. Und spätestens bei Zugaben wie "Ace Of Spades" sind die meisten Motörhead-Fans längst angelangt im Rock-'n'-Röll-Wunderland.