Kindersender bekommt ein neues Design, aber vorerst keinen neuen Herstellungsleiter

Hamburg. Im Arbeitsleben von Steffen Kottkamp gab es bestimmt schon angenehmere Zeiten. Als Ende 2010 herauskam, dass der damalige Herstellungsleiter des Kinderkanals (Ki.Ka) von ARD und ZDF, Marco K., jahrelang Geld in Höhe von insgesamt 8,2 Millionen Euro unterschlagen hatte, war der Sohn des Sportjournalisten Volker Kottkamp bereits zwei Jahre Programmgeschäftsführer des Senders. Er musste sich als direkter Vorgesetzter von K. viele unangenehme Fragen stellen lassen - auch vor dem Landgericht Erfurt. Am Ende bekam Kottkamp von seinem Arbeitgeber eine Abmahnung.

Es spricht für ihn, dass er zum ersten größeren Pressegespräch nach dem Auffliegen des Skandals auch Journalisten überregionaler Medien wie "Spiegel", "Focus", "Zeit" und "Süddeutsche Zeitung" eingeladen hatte, von denen nicht zu erwarten war, dass sie sich vor allem für das neue Ki.Ka-Programm interessieren würden. Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass es Kottkamp selbst war, der die Affäre in einer kleinen Rede zur Sprache brachte. Es sei "ein turbulentes Jahr" gewesen. Der Skandal habe viel Kraft gekostet. Aber er freue sich, dass in der Öffentlichkeit stets zwischen der Affäre und dem Programm des Senders unterschieden worden sei. So habe die Ki.Ka-Zuschauerredaktion nur fünf Zuschriften erhalten, in denen es um den Skandal ging.

Vielleicht war es aber etwas naiv anzunehmen, damit habe sich das Thema erledigt. Denn beim anschließenden Essen in einem Restaurant in der HafenCity sprachen die Journalisten ihn immer wieder auf die Affäre an. "Sie wollen doch bestimmt noch etwas zum Programm wissen", sagte Kottkamp dann. Und es ist ja nicht so, dass es beim Ki.Ka, der im kommenden Jahr 15 Jahre alt wird, nichts Neues gäbe: Ab Februar bekommt der Sender ein neues Design, das kühler und nicht so bunt sein wird wie das derzeitige. Vom 1. Mai an sendet der Kanal zudem im hochauflösenden HD-Format. Bei den programmlichen Neuerungen ist Kottkamp stolz darauf, aus dem beliebten Kinderbuch "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?" eine Trickfilmserie gemacht zu haben. Wichtig ist ihm auch, dass sich ein Film der Reihe "Krimi.De" erstmals mit sexuellem Missbrauch beschäftigt.

Und die Affäre? Man habe Zuständigkeiten verlagert, sagt Kottkamp dann doch. Einige seien zum MDR gegangen, der den Ki.Ka beaufsichtigt. Ein neuer Herstellungsleiter werde erst engagiert, wenn der Skandal restlos aufgeklärt ist. Denn trotz der Verurteilung von Marco K. zu fünf Jahren und drei Monaten Haft im Juli ist er das noch immer nicht: Nach wie vor ermitteln die Staatsanwaltschaft Erfurt und die Revision des MDR.