John Neumeier inszeniert sein “Liliom“-Ballett nach Molnár mit Carsten Jung und Alina Cojocaru

Das Leben ist ein Ringelspiel. Die Menschen drehen sich im Kreis, sie wollen hoch hinaus und fallen tief, aber das Karussell des Schicksals dreht sich unerbittlich weiter. In seiner Vorstadtlegende vom Jahrmarktsausrufer "Liliom" erzählt der österreichisch-ungarische Theaterautor Ferenc Molnár von Liebe und Tod, von Hoffnung und Not einfacher Leute. John Neumeier choreografiert nach dem Schauspiel sein Balletttheater "Liliom". Mit der Musik dazu hat Neumeier Michel Legrand beauftragt. Der französische Jazzpianist und Komponist hat in seine Partitur auch mehrere Titel der NDR Bigband aufgenommen.

Andreas Zavoczki, genannt Liliom, steht zwischen zwei Frauen. Der von der Damenwelt umschwärmte Hallodri hat eine Affäre mit der Karussell-Besitzerin Frau Muskat. Als er aber das Dienstmädel Julie trifft und sich verliebt, kündigt ihm die Muskat Job und Verhältnis. Aus Kummer über die Arbeitslosigkeit und aus Unfähigkeit, mit seinen Gefühlen fertig zu werden, schlägt Liliom seine Frau. Julie aber hält trotzdem zu ihm, auch weil sie ein Kind erwartet. Als ihm ein Raubüberfall misslingt, ersticht sich Liliom, wird aber nochmals von den Himmelspolizisten auf die Erde geschickt.

Der Menschenkenner Molnár gibt in seinem nicht zuletzt wegen berühmter Darsteller wie Hans Albers, Josef Meinard, Helmut Lohner populären Werk ein Beispiel von der Irrationalität des Herzens. Aus Liebe erträgt Julie die Prügel, aus Sorge um sein Kind plant Liliom einen Mord. Den Choreografen faszinieren an "Liliom" die humorvollen und tragischen Momente, die unsentimental gezeigten Gefühle und vor allem die Widersprüchlichkeiten der Liebe. Aber auch die Figuren und deren ungeheure Kraft, in schwierigen Lebenssituationen der Stimme ihres Herzens zu folgen.

Neumeier lernte "Liliom" in der Musical-Fassung kennen: "Carousel" vom Erfolgsduo Hammerstein/Rodgers eroberte sich den Broadway wie auch die Kinos in Henry Kings Filmfassung. Für die Uraufführung 1945 hatte die legendäre US-Choreografin Agnes de Mille die Tanzszenen geschaffen.

Die Beziehungen zwischen Liliom und Frau Muskat, Julie und ihrer Freundin Marie rückt Neumeier ins Zentrum. Die Rolle der Julie, des kleinen Mädchens mit dem großen Herzen, kreierte er mit und für Alina Cojocaru, der Ersten Solistin am Royal Ballet London. Carsten Jung tanzt den Liliom. In der Liebesgeschichte zeigt Molnár: Der Traum vom Glück kann so leicht wie ein Luftballon zerplatzen. Doch Liebe und Hoffnung verleihen die Stärke, ein oft hartes Leben weiterzuleben.

Liliom Uraufführung 4.12., 18.00, weitere Vorstellungen am 6., 10., 19., 20.12. sowie am 5. u. 6.1. 2012, jeweils 19.30, Staatsoper. Karten unter T. 35 68 68