Songwriter Adam Cohen folgt heute im Stage Club den Spuren seines berühmten Vaters Leonard Cohen

Stage Club. Die Schatten der Väter sind übermächtig. Jakob Dylan kann ebenso ein Lied davon singen wie Julian Lennon. Und auch Adam Cohen hatte lange damit zu kämpfen, der Sohn des von allen Seiten verehrten Leonard Cohen zu sein, dieses Poeten, der seit Ende der 60er-Jahre Musikgeschichte geschrieben hat. Andererseits ist Adam mit einer ähnlichen Stimmlage gesegnet wie sein Vater, der ihn und seine Mutter Suzanne Elrod verließ, als er fünf Jahre alt war. Das verbindet den Kanadier mit Jeff Buckley, der über das zum Verwechseln ähnliche Timbre seines früh verstorbenen Vater Tim verfügt, als auch mit Julian Lennon, dessen Stimme ähnlich klingt wie die des 1980 erschossenen Ex-Beatle.

"Ich habe alles dafür getan, Musik zu machen, die möglichst wenig mit dem Schaffen meines Vaters gemein hatte. Es war klar, dass die Vergleiche sowieso herangezogen würden, und ich wollte dem nicht auch noch die Tür öffnen, indem ich mich in die ästhetische Welt meines Vaters begeben würde", sagt Adam Cohen. Er musste 39 Jahre alt werden, um ein Album aufzunehmen, das wie eine Hommage an seinen Vater klingt. "Like A Man" heißt es und enthält eine Reihe von Referenzen an Leonard. In "Beautiful" zitiert er dessen "So long, Marianne", der Titelsong erinnert an Leonard Cohens "I'm A Man", im Background singt Jennifer Warnes, die auch schon mit dem Vater im Studio gearbeitet hat.

Im Alter von zwölf Jahre hatte der in Montreal geborene Adam als Autodidakt angefangen, Gitarre, Klavier und Schlagzeug zu spielen. Als Kind und Teenager lebte er mit seiner Mutter viele Jahre in Südfrankreich und in Griechenland. Als er 25 Jahre alt war, fing er an, sich ernsthaft um eine Karriere als Profimusiker zu kümmern. Allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Sein Debütalbum "Adam Cohen" erhielt zwar ordentliche Kritiken, verkaufte sich aber schlecht; das folgende, auf Französisch gesungene "Mélancholista", unter anderem mit einem Duett mit der Schauspielerin Virginie Ledoyen, war ebenfalls ein Ladenhüter. Cohen war kurz davor, seine Musikerkarriere wieder aufzugeben, bis er 2009 für eine Benefiz-Platte "Take This Waltz" coverte. Dieser Song seines Vaters wies den Weg zu "Like A Man".

"Die Platte ist wie eine Familienangelegenheit. Auch wenn ich versucht habe, eine andere musikalische Identität anzunehmen, kann ich vor diesem Erbe nicht weglaufen", sagt der Sänger mit dem warmen Bariton. Allerdings nennt Adam Cohen auch andere prominente Songschreiber wie Randy Newman, Joni Mitchell und Serge Gainsbourg als Einflüsse. Einige der erst vor einigen Wochen veröffentlichten Lieder sind schon 20 Jahre alt. "Ich habe nicht gewagt, sie jemandem zu zeigen, da sie mich nach damaligen Kriterien nicht zufriedenstellten", sagt er über "Like A Man". Doch er bekennt sich auch dazu, ein "Mid-Tempo-Typ" zu ein. "Mein Leben ist nun mal nicht schnell, deshalb kann ich auch keine Up-Tempo-Nummern schreiben, wie das die Leute von den Plattenfirmen gern gehabt hätten."

Auf "Like A Man" zeigt Adam Cohen sich als Womanizer und als Romantiker. Alle zehn Songs sind poetische Liebeserklärungen an die Weiblichkeit, manchmal bittersüß, meistens mit einem melancholischen Unterton. In "Out Of Bed" zum Beispiel singt er: "Für dich möchte ich es in der Wüste regnen lassen und dir die schönste Rose im Winter schenken, und ich bitte die Engel, für dich zu singen, von oben herab." Lyrik, die ins Deutsche übersetzt eigentlich kitschig klingt, die aber im Refrain den entscheidenden Kniff bekommt: "Ich komme leider nicht aus dem Bett." Adam Cohens Poesie ist abgründig, hat Witz und manchmal eine elegante Verbeugung vor weiblicher Schönheit. "Beautiful" gehört zu den schönsten Liebesliedern der vergangenen Jahre. Leonard Cohen hätte ihn nicht besser schreiben können.

Adam Cohen heute 20.00, Stage Club (S Holstenstraße), Stresemannstraße 163, Karten 25,55; www.adamcohen.com