Hamburg. Es muss nicht immer alles von dieser Welt sein. Das NDR Sinfonieorchester hat bei seinem jüngsten Kampnagel-Auftritt den nüchternen Saal mit einem Handgriff in eine Märchenwelt aus 1001 Nacht verwandelt: Unter der Leitung seines Soloposaunisten Stefan Geiger begleitete es den Scherenschnittfilm "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" mit der Originalmusik für großes, sogar sehr großes Orchester von Wolfgang Zeller.

Lotte Reinigers Wunderwerk wurde 1926 uraufgeführt. Da war noch nicht abzusehen, dass Zeller später im Dritten Reich unrühmlich Karriere machen würde. Es war auf Kampnagel auch seiner Musik nicht anzuhören. Süffig-melodiös und farbig instrumentiert, illustrierte sie das Geschehen in unbekümmert spätromantischem Duktus, steigerte die Spannung und unterstrich gelegentlich Reinigers hinreißend dezente Komik. Doch ging sie nur selten über ein zuverlässiges Untermalen hinaus, etwas mehr orientalisches Kolorit hätte es auch sein dürfen.

Geiger lotste seine Kollegen mit präzisen, uneitlen Gesten durch die komplexe Partitur und die Tücken der Filmbegleitung. So ein Film ist eigensinniger als jede Diva. "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" hat aber jedes Recht, eine Diva zu sein, so geistreich ist die Handlung, von solcher Schönheit sind die Bilder. Märchenhaft.