“Ein ganz normaler Fall“: Die Ermittlungen führen in die jüdische Gemeinde Münchens. Die Dialoge der Figuren klingen jedoch ein wenig hölzern.

Der 60. Fall der Münchner "Tatort"-Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) trägt den Titel "Ein ganz normaler Fall". Doch ziemlich schnell wird klar, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Ermittlungen führen in die jüdische Gemeinde Münchens. Die junge Leah Berger wird auf dem jüdischen Friedhof beerdigt, ganz hinten an der Friedhofsmauer, denn sie hat Selbstmord begangen. Kurz darauf stirbt ihr Vater Rafael.

Die Kommissare gehen den Fall wie jeden anderen an, obwohl der Staatsanwalt Fingerspitzengefühl anmahnt. Die offizielle Todesursache von Rafael ist Genickbruch. Jonathan Fränkel, ein orthodoxer Jude, hat die Leiche am Fuß einer Treppe im Gemeindehaus der Synagoge gefunden. Ob Rafael gestürzt ist oder gestoßen wurde, ist unklar. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Aaron, Schützling eines Rabbis, droht von einer Empore zu springen. Er ist aufgebracht, dass durch die Anwesenheit der Polizisten seine gewohnten Abläufe durcheinander geraten. Im Verlauf der Ermittlungen kristallisiert sich auch ein Rabbiner als verdächtig heraus. Die Kommissare kommen immer mehr mit einer für sie fremden Welt in Kontakt.

Leider bleibt der jüdische Glaube während des Films ein Mysterium, etwas Fremdes und Unverständliches. So sind auch die Rollen der jüdischen Figuren skizziert, deren Dialoge einfach nur hölzern klingen. Es bleibt der Eindruck, dass sich auch die Alltagssprache religiöser Juden aus Thora-Zitaten zusammensetzt. Das nervt nicht nur, sondern ist schlicht falsch. Hier haben die Autoren Daniel Wolf und Rochus Hahn mit zu viel Fingerspitzengefühl gearbeitet, und auch Leitmayrs Schuldgefühl, noch nie die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht zu haben, ist zu viel des Guten.

"Ein ganz normaler Fall" ist ein unnötig sperriger "Tatort" - ein bisschen Chuzpe wäre schön gewesen.

"Tatort: Ein ganz normaler Fall" So 20.15 ARD