Die großartigen Rival Sons aus Los Angeles eifern mit bluesigem Retrorock großen Vorbildern nach

Gruenspan. Als Led Zeppelin 2007 in Londons O2 Arena zu Ehren des verstorbenen Plattenmoguls Ahmet Ertegün ein einziges Reunionkonzert gab, gingen auf der eigens eingerichteten Website 20 Millionen Kartenwünsche ein. Wer am Ende eines von insgesamt 20 000 Tickets ergatterte, konnte entweder live dabei sein, als Musikgeschichte geschrieben wurde - oder sich per Ebay-Weiterverkauf den lang ersehnten Zweitwagen finanzieren. Himmel, war das eine Aufregung damals. Im Nachhinein klar übertrieben, schließlich gibt es inzwischen eine Menge Bands, die alles daran setzen, das Erbe von Robert Plant, Jimmy Page & Co. anzutreten. Nicht unbedingt in Sachen Hotelzimmer zerlegen oder Groupies ins Bett ziehen, dafür musikalisch.

Die Rival Sons aus Los Angeles zum Beispiel, die bis zu den Knien im Bluesrock-Sumpf stehen und einen perfekten Led-Zep-Wiedergänger abgeben. Wobei das Quartett nicht nur "Kashmir" und "Whole Lotta Love" zu seinen Lieblingssongs zählen dürfte, sondern im Bandbus wohl ebenso häufig die Alben-Klassiker von Cream, Steppenwolf und CCR in den Player geschoben werden. Verdammt, diese Jungs sind wirklich heiß. So heiß, dass das Label "Earache" - eigentlich abonniert auf Extrem-Metal an der Hörbarkeitsgrenze - aufmerksam wurde und sie unter Vertrag nahm.

Eine weise Entscheidung, denn nach zwei nur digital veröffentlichten Songsammlungen gibt es nun endlich was Handfestes: das Album "Pressure & Time", an dem kein Retrorock-Fan vorbeikann und das gerade mal auf eine Lauflänge von 35 Minuten kommt. Die gute alte Schule eben: Nicht alles aufblasen, um die CD bis zum letzten Kilobyte zu füllen, sondern verdichten, auf kurze Distanz maximalen Druck entwickeln. Und so kratzen vier der insgesamt elf Songs nicht einmal an der Drei-Minuten-Grenze; das ruppige "Burn Down Los Angeles" bringt es gar nur auf zwei Minuten und 29 Sekunden, doch die sorgen mit ihrer verspielt-aggressiven Rock-'n'-Roll-Energie für maximale Euphorie. Dass Rock wild und gefährlich sein muss oder wenigstens so klingen sollte, haben viele Bands längst vergessen. Die Rival Sons nicht - auch wenn imagegerechte Hotelzimmerzerlegungen mangels finanzieller Reserve derzeit noch nicht drin sind. Eine Band, deren Sound mit breitem Kreuz durch die Straßen gehen lässt. Der pure Adrenalin-Kick.

Der setzt am Sonnabend allerdings schon recht früh ein. Wegen der sich anschließenden Party "Waterkant Swing" werden die Gruenspan-Türen bereits um 18.30 Uhr geöffnet. Was bedeutet, dass spätestens um 20 Uhr die Vorband Burden auf der Bühne steht, und die darf nicht verpasst werden. Die Rheinland-Pfälzer waren mit Größen wie Mastodon oder Kyuss unterwegs und spielen einen zähflüssigen Stoner Metal, der an Down und Corrosion Of Conformity erinnert. Definitiv keine Partymucke, sondern Lärmlava, die sich langsam durch die Gehörgänge frisst. Das Debütalbum "A Hole In The Shell" hat jedenfalls internationales Format.

Ein starkes Live-Doppelpack also, und die beste Nachricht: Um dieses Konzert zu sehen ist kein Losglück erforderlich, sondern lediglich ein 20-Euro-Schein.

Rival Sons + Burden Sa 26.11., 19.30 (Einlass 18.30), Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 20,- an der Abendkasse; www.rivalsons.com und http://burden-online.com