Der Pianist Evgeni Koroliov begeisterte mit den Konzerten für ein bis vier Klaviere

Hamburg. Manchmal verrät schon eine kleine Geste viel über einen Menschen. Der Pianist Evgeni Koroliov etwa klappt, kaum dass die letzte Note eines Stückes verklungen ist, mit liebevoller Akkuratesse das Notenheft zu. Ordnung muss sein. Dann erst nimmt er den Applaus entgegen und verbeugt sich. So war es am Donnerstag in der Laeiszhalle zu beobachten, als Koroliov, seine Pianistenkollegen Ljupka Hadiz-Georgieva, Anna Vinnitskaya und Stepan Simonian sowie Helmuth Rilling und dessen Bach-Collegium Johann Sebastian Bachs Konzerte für ein bis vier Klaviere spielten.

Einen uneitleren und sorgfätigeren Diener am Werk als Koroliov kann kein Komponist sich wünschen. Seine Lesart von Bach war lupenrein und artikulierte, strukturbetont und jeder Übertreibung oder theatralischen Geste abhold. Hier machte einer Musik für Kenner - nicht für die Galerie. Darin stimmte er bestens mit Rillings Collegium zusammen, das zwar zügig und transparent musizierte, aber doch dem gemäßigten Anspruch einer historisch informierten Aufführungspraxis verpflichtet war. Die knackigen Attacken und Temporekorde mancher Originalklangvertreter sind Rillings Sache nicht.

So schnurrten die 16tel-Ketten von Bachs Konzert für Klavier-Solo BWV 1058, anfangs etwas getrübt durch ein leicht verwaschenes Klangbild, geradezu mustergültig ab. Die menschliche Anteilnahme an der Musik aber wuchs mit der Anzahl und dem Zusammenspiel der Beteiligten.

Im Adagio des Konzerts BWV 1060 entspann sich ein berückender Zwiegesang zwischen Koriliov am ersten und seiner Frau Ljupka Hadiz-Georgieva am zweiten Piano. Und im Konzert für drei Klaviere konnten einem die rasanten Tonkaskaden und die kühnen Schübe von Chromatik schier den Atem rauben.

Doch die packendste Musik bei diesem kleinen Bach-Fest kam von Vivaldi. Das Konzert BWV 1065 für vier Klaviere hat der große Thomaskantor beim Italiener nämlich schlicht geklaut. Hier schlugen die spritzige Melodik, barock-dramatische Gegensätze und das ausgefeilte Wechselspiel der vier Solisten förmlich Funken.

Im Finale siegte so die reine Spielfreude des Solistenquartetts über alle anderen seiner Tugenden.