Buch trifft Film: Susanna Alakoski liest heute aus ihrem Erfolgsroman. Anschließend läuft Pernilla Augusts Kinoversion

Abaton. Kann man aus einem guten Buch einen guten Film machen? Im Abaton gibt es heute die Antwort: Susanna Alakoski liest im Rahmen der Nordischen Literaturtage aus ihrem Roman "Bessere Zeiten". Anschließend läuft Pernilla Augusts gleichnamiger Film, in dem Noomi Rapace, Protagonistin der "Millennium"-Trilogie von Stieg Larsson, eine Hauptrolle spielt.

Es sind gute Zeiten für "Bessere Zeiten". Buch und Film wurden von Kritik und Publikum sehr positiv aufgenommen. Susanna Alakoski erzählt in ihrem Roman von der kleinen Leena, die in den 70er-Jahren in der schwedischen Stadt Ystad aufwächst, wo auch die Krimis von Henning Mankell spielen. "Schweinehäuser" nennen die Bewohner die Siedlung, einen sozialen Brennpunkt, in dem sie mit ihren Eltern und den beiden Brüdern lebt.

Leenas Eltern sind aus Finnland nach Schweden gekommen. Beide sind Alkoholiker. "Quartalssäufer", sagt Leena, die mit Sorge und Furcht die Exzesse von Vater und Mutter beobachtet. Oft versteckt sie sich mit den Geschwistern unter dem Tisch und hält sich die Ohren zu, hört aber trotzdem, wie Mutter und Vater sich anpöbeln und bis zur Bewusstlosigkeit betrinken. "Das Einzige, was ich tun konnte, war, zur Schule zu gehen und zu beten. Ich betete zu Gott, dass es ihn gab. Warum tat die Polizei nichts? Der Rettungsdienst? Der Arzt?"

Alakoski schreibt aus der Perspektive ihrer jungen, stillen Heldin, die hilflos mitansehen muss, wie ihre Eltern sich zugrunde richten. Es sind sparsame, sorgenvolle und genaue Beobachtungen, mit denen die Autorin, die selbst aus Finnland stammt und in Schweden lebt, die Leser in ihren Bann schlägt. Das Buch hat seit seiner Veröffentlichung vor fünf Jahren eine erstaunliche Erfolgsgeschichte hingelegt. 500 000 Exemplare hat Alakoski von ihrem literarischen Debüt schon verkauft und wird ständig zu Vorträgen vor Psychologen, Polizisten und Sozialarbeitern eingeladen. Sie hat mit diesem Buch einen Nerv getroffen und Gespür für soziale Relevanz bewiesen.

Eigene Akzente ergänzt der Film von Pernille August, der zugleich ihr Regiedebüt ist. Sie erzählt in "Bessere Zeiten" auch von der erwachsenen Leena (Noomi Rapace), die kurz vor Weihnachten zu ihrer im Sterben liegenden Mutter ins Krankenhaus gerufen wird. Die Fahrt dorthin, auf der sie ihre Familie begleitet, wird zugleich eine Reise in ihre Vergangenheit, an die sie sich in Rückblenden erinnert. Ingmar Bergman grüßt zwar von Weitem, aber August ist eine eigenständige und stimmige Studie über familiäre Gewalt und den Willen zum Überleben gelungen. Neben Rapace als von Erinnerungen gequälte Familienmutter glänzt Tehilla Blad als junge Leena. Das Drama gewann bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck den NDR-Spielfilmpreis und wird von Schweden in das Rennen um den Auslands-Oscar geschickt.

Bessere Zeiten heute, 19.00 (Lesung), 20.45 (Film), Abaton (Metrobus 4 + 5), Allende-Platz 3, Karten jeweils 7,50/6,50 bzw. 14,-/12,- (für beide Veranstaltungen); www.abaton.de