Die Messe Kunst und Handwerk 2011 bietet Hochkarätiges aus Design und Gestaltung - Astrid Keller erhält den Justus-Brinckmann-Preis.

In der Reihe der angewandten Künste rangieren die Kunsthandwerker ganz unten, die Designer halten die Spitze. Ein Missstand, der die "Handwerker" zu Unrecht diskreditiert, meint Claudia Banz: "Diese leidige Diskussion zielt am Kern vorbei, denn es geht beim Kunsthandwerk ja um Ideen, Entwürfe, Techniken, Materialien und künstlerische Aspekte", sagt sie.

Seit April leitet Banz die Sammlung Kunst und Design der Moderne im Museum für Kunst und Gewerbe und hat nun erstmals die MKG-Messe Kunst und Handwerk 2011 kuratiert. Bis zum 11. Dezember präsentiert die Messe 44 von einer Fachjury ausgewählte Teilnehmer, die künstlerisch gestaltete Unikate präsentieren. Der Zeitpunkt mitten in der vorweihnachtlichen Konsumstimmung ist gut gewählt. Denn die Exponate können auch käuflich erworben werden und bieten etwas Besonderes abseits der industriell gefertigten Massenware.

Regelmäßige Besucher stoßen unter den Ausstellern auf gute alte Bekannte aus den Bereichen Schmuck, Textil, Keramik, Tafelgerät, Glas und Möbel - und auf einige Überraschungen. Etwa auf die handgefertigten Vogelhäuschen und massiven Kubusmöbel von Peter Heidhoff, die ihre Nutzungsmöglichkeit nicht auf Anhieb erkennen lassen. Oder auf die eigenwilligen Kombinationen aus Papier und Leinen, aus denen Silke Jansen Taschen fertigt. Für eine von ihnen hat sie übrigens den Kulturteil dieser Zeitung verwendet. Als "Gäste" geben die Label Stadtnomaden, Studio Besau-Marguerre und Suzusan e.K. Einblicke in besonders innovativ umgesetzte Ideen und besondere Fertigungstechniken.

Höhepunkt der Fachmesse ist in jedem Jahr die Verleihung des mit 7500 Euro dotierten Justus-Brinckmann-Preises. In diesem Jahr geht er an die Bremer Gold- und Silberschmiedin Astrid Keller. Aus in Kupfer gedrückten Formen emailliert sie Tassen, Teller, Vasen und Tabletts. Zarte Linien verleihen ihnen einen individuellen Effekt. Wie aus Papier gefaltet wirken die Vasen aus Silber. Ein besonderer Hingucker sind ihre Schmuckstücke aus Silber, die mit ihren grauen, amorphen Oberflächen wie gerade ausgegrabene Fundstücke wirken. "Mich fasziniert dieser Bezug zum Historischen", sagt Astrid Keller. Ihre Arbeiten fügen sich zu einem in sich stimmigen Stillleben, das man wohl kaum besser als mit der Schönheit des Vergänglichen umschreiben kann.

Kuratorin Claudia Banz will die seit 120 Jahren bestehende Fachmesse einer Frischzellenkur unterziehen. Künftig soll die Messe stärker international ausgerichtet werden und dem Hochschulnachwuchs eine Plattform bieten. In diesem Jahr präsentiert die Amsterdamer Gerrit Rietveld Academie bereits drei Nachwuchskünstler der Schmuck-Klasse. Die Hochschule ermöglicht ihren Studenten einen freien, konzeptionellen Zugang. Entsprechend experimentierfreudig fallen die Werke der drei ausstellenden Studierenden aus.

Boris de Beijer arbeitet mit gefundenen Materialien und entwickelt daraus futuristische Broschenobjekte, die wie Ritualhilfsmittel von einem anderen Stern wirken. Wer an gewöhnliche Broschen denkt, staunt auch bei den Arbeiten von Benedikt Fischer: Er bearbeitet Bauhelmoberflächen mit einem Graphitstift und lässt sie wirken wie Brustpanzer. Die Halsketten von Xenia Obukhova bestehen aus in Streifen geschnittenen, gerollten Euro-Scheinen und hinterfragen die Wertigkeiten von Politik und Ökonomie.

MKG-Messe Kunst und Handwerk 2011 25.11. bis 11.12., Museum für Kunst und Gewerbe (U/S Hbf.), Steintorplatz, Di-So, 11.00-18.00, Do 11.00-21.00; www.kunstundhandwerkmesse.de