Die belgische Band dEUS kommt mit dem neuen Album “Keep You Close“ am 29. November live nach Hamburg in die Markthalle.

Hamburg. Von Bands wie Coldplay oder U2 sind es die Fans gewohnt, dass die Produktion neuer Alben bis zu zwei Jahre dauert. Da wird hier noch gefeilt und dort noch ein besonders gut klingendes Studio in Afrika aufgesucht. Doch nicht nur die Großen des Popbusiness mit ihren Mega-Budgets, auch Indie-Bands brauchen manchmal viel Zeit für ihre neuen Alben. dEUS, die Band aus dem belgischen Antwerpen, ist dafür ein Beispiel. Nur sechs Alben in 20 Jahren hat die Truppe um Sänger, Gitarrist und Bandleader Tom Berman herausgebracht. Auch an "Keep You Close", dem aktuellen Werk, wurde wieder zwei Jahre lang herumgeschraubt.

"Wir sind langsam", räumt Tom Berman ein. Bei "Keep You Close" habe der Produktionsprozess so lange gedauert, weil die Songs sich aus gemeinsamem Spielen entwickelt hätten. "Ich liebe das Wort ,Jammen' nicht besonders, aber so sind wir diesmal an die neuen Songs herangegangen. Ich wollte nicht, dass die Band nur meine Songs spielt, alle sollten gemeinsam an den Kompositionen feilen. Das braucht seine Zeit", erklärt der gelassen wirkende Musiker. Weil dEUS über ein eigenes Studio mitten in der belgischen Hafenstadt verfügt, war dieses aufwendige Verfahren überhaupt erst möglich. So wurden die neuen Nummern Schritt für Schritt meistens aus rhythmischen Grooves entwickelt und dann um verschiedene Klangfarben bereichert.

Der Titeltrack beginnt mit einem schwelgerischen, von Streichern gespielten Intro, das an die Arbeiten von Scott Walker erinnert. Bei "Final Blast" benutzt die Band Marimbas, in das Arrangement von "Ghosts" haben Dutzende von Klangideen Eingang gefunden. Man merkt jeder Nummer die Frickeleien an. Dennoch wirkt "Keep You Close" bei allem Bombast nicht zu überladen, sondern besticht durch seinen Reichtum an Stilbrüchen.

Einen prominenten Gast hatten die Belgier diesmal auch: Greg Dulli, Sänger der Afghan Whigs und der Twilight Singers, ist bei "Dark Sets In" und "Twice" dabei. 1999 hatte dEUS die Afghan Whigs bei einer England-Tour begleitet, daraus resultiert die Bekanntschaft zwischen Berman und Dulli. "Als ich hörte, dass er in Antwerpen auftritt, habe ich ihn nach dem Konzert bei ein paar Drinks getroffen und ihn ins Studio eingeladen. Am nächsten Tag kam er auch. Dann wurde erzählt und erzählt und die Zeit lief davon, weil Dulli nur drei Stunden bis zum nächsten Termin hatte. Die beiden Aufnahmen hat er dann in zehn Minuten eingesungen. Der Mann ist eben ein Vollprofi", schwärmt Berman.

Nach diesen langen Aufnahmesessions ist er froh, dass er wieder auf Tour gehen darf. dEUS hat Glück, die Band wird auch dann auf Festivals gebucht, wenn sie kein neues Album am Start hat. Zwanzig Shows haben die Belgier bereits im Sommer gespielt, jetzt folgt eine Europatournee mit Konzerten in Deutschland. Es war nicht immer so, dass alle Bandmitglieder von dEUS Lust auf Tourneen hatten. Aber die derzeitige Besetzung, die seit sieben Jahren zusammen musiziert, brennt darauf, das neue Material live auszuprobieren. Berman: "Erst auf der Bühne zeigt sich, ob eine Nummer wirklich funktioniert."

Bei den anstehenden Auftritten wird "Keep You Close" wie ein Konzeptalbum in Gänze durchgespielt. Allerdings ohne Streicher. "Es wäre natürlich schön, sie dabeizuhaben, aber man kann nicht mit Band und acht Geigern auf Tour gehen. Das ist viel zu teuer." Zumindest für eine Indie-Band wie dEUS. Bei Coldplay oder U2 wäre das sicher kein Problem.

dEUS Di 29.11., 20.00, Markthalle (U Steinstraße), Klosterwall 11, Karten zu 27,20 im Vvk.; www.deus.be