“Ceremonials“, die zweite Platte der britischen Band Florence + The Maschine, ist tiefgründig und sehr gut geworden.

In ihrer Kindheit hatte Florence Welch panische Angst vor dem Ertrinken. Dieses Trauma hat sich nicht völlig gegeben, aber heute kann die 25-Jährige es künstlerisch verarbeiten. Zum Beispiel in dem Song "What The Water Gave Me". Der Titel ist einem Bild von Frida Kahlo entlehnt, der Text bezieht sich mit der Zeile "pocket full of stones" auf den Suizid der Schriftstellerin Virginia Woolf, die sich 1941 in der Ouse ertränkte, indem sie ihre Manteltaschen mit Steinen füllte. "What The Water Gave Me" ist einer der zwölf Songs auf "Ceremonials", dem zweiten Album von Florence + The Machine.

Nach ihrem Debüt "Lungs" wurde die rothaarige Sängerin, die immer noch im Haus ihrer Mutter im Südwesten von London lebt, zu einem der neuen Stars der britischen Szene. Drei Millionen Mal verkaufte sich "Lungs", es wurde 2010 mit einem Brit Award als "bestes Album" ausgezeichnet. Und nun scheint Florence Welch erneut alles richtig gemacht zu haben: "Ceremonials" erreichte auf Anhieb Platz eins der britischen Charts und wurde mit Kritikerlob überschüttet. Fünf Wochen lang hatten Florence, ihre Band und Produzent Paul Epworth sich in den legendären Abbey Road Studios verschanzt, um "Ceremonials" aufzunehmen.

Es ist ein bombastisches Werk geworden mit dumpfen donnernden Trommeln, mit opulent arrangierten Chören und Streichern. Das Ganze wirkt, als sei Florence von einer 50-köpfigen Musikerschar umgeben, aus deren Mitte heraus sie ihre dunklen poetischen Tagträumereien singt. Sie selbst sagt, dass sie einen "unverbesserlichen Hang zum Maximalismus" habe. Genau so klingt dieses Album. Doch in dieser Opulenz finden sich immer wieder Schnörkel wie das sanfte Zirpen einer Harfe oder der dunkle Ton eines Harmoniums. Bei allem Pathos, das Florence in ihren Gesang legt, entgeht sie stets der Kitsch-Falle. "Ceremonials" ist wuchtiger Art-Rock, wie ihn Kate Bush in den 80er-Jahren produziert hat. Nur mit dem Unterschied, dass Florence auf Synthesizer verzichtet. Die Liste der beteiligten Musiker ist ellenlang. "Ich hoffe, mit diesem Album den Sprung vom Teenager zum Erwachsenen geschafft zu haben", sagt sie über "Ceremonials". 2012 will sie sich eine Wohnung suchen, künstlerisch steht sie schon lange auf eigenen Füßen, das eigene Apartment ist der nächste Schritt zum Erwachsenwerden.

Florence+The Machine: "Ceremonials", Universal