Das Filmdrama “Rabbit Hole“ überzeugt mit genauem Blick

Das eigene Kind zu verlieren zählt zum Schlimmsten, was einem in dieser Welt passieren kann. Wie erholt man sich von einem solchen Schicksalsschlag? Gar nicht. So lautet zumindest die Antwort in David Lindsay-Abaires hoch gehandeltem Theaterstück "Rabbit Hole", das Regisseur John Cameron Mitchell ("Shortbus") als psychologisch exakt gearbeitetes Kammerspiel verfilmt hat.

Acht Monate ist der kleine Sohn des gut situierten Vorortpaares Becca (Nicole Kidman) und Howie Corbett (Aaron Eckhart) nun tot, Zeit, nach vorne zu blicken, denken die Nachbarn und sprechen Einladungen aus. Doch nichts kommt in die Spur. Beide Partner sind auf ihre Weise traumatisiert, und das Schlimmste ist, sie reden nicht darüber. Zumindest nicht miteinander. "Die Dinge sind nicht mehr schön", sagt die in Wut versteinerte Becca zu Howie, der das Geschehene am liebsten mit einem neuen Kind verdrängen würde. Der Besuch einer Therapiegruppe schlägt fehl. Das Ganze gibt ein visuell unerbittlich auf Leerstellen zugespitztes Drama voller leerer, fragender Gesichter ab. Wenn der Film nicht an den richtigen Stellen Momente des Aufbegehrens und zaghaften Humor wagen würde, wäre das kaum auszuhalten. So aber zieht der Film daraus weitere Stärke.

Becca sucht das Gespräch mit dem jugendlichen Unfallfahrer, der ihr den selbst verfassten Comic "Rabbit Hole" über Parallelwelten schenkt. Howie findet Trost beim gemeinsamen Kiffen mit einem Mitglied der Therapiegruppe.

"Rabbit Hole" wurde von der Kritik hochgelobt. Nicole Kidman erhielt nach manch zweifelhafter Darstellung für ihre feinnervige Darstellung zu Recht eine Oscar-Nominierung. Es bleibt rätselhaft, warum der Film hierzulande keinen Verleih gefunden hat.

"Rabbit Hole" USA 2010, 87 Min., ab 12 Jahren