Das auf Film gebannte Konzert der Norwegerinnen in der ausverkauften Großen Freiheit 36 entfesselte das Publikum.

Hamburg. Fast freut man sich ein bisschen, als man nach 100 Minuten die Große Freiheit 36 wieder verlässt und in die kalte Montagnacht entlassen wird. Nicht, weil das Konzert von Katzenjammer schlecht gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Aber 1500 Fans plus diverse Kameraleute plus vier über weite Strecken entfesselt aufspielende Norwegerinnen sorgten dafür, dass die Luft im Saal - was Temperatur und Konsistenz angeht - Erbsensuppe mehr ähnelte als irgendetwas, das sich problemlos atmen lässt.

Der guten Laune auf der, vor der und um die Bühne herum tat der unfreiwillige Saunagang aber keinen Abbruch: Das Filmteam hat tolles Material für die Live-DVD der Damen einfangen können, die Fans bekamen ein Konzert, das von den ganz leisen bis zu den ganz lauten Tönen so ziemlich alles umfasste, zu dem die Norwegerinnen musikalisch imstande sind.

Und sie sind zu einer Menge imstande. Alle vier sind nicht nur gute Sängerinnen, sondern auch Multiinstrumentalistinnen. Nur bei einer knackigen Bezeichnung für ihre Musik hapert es noch: Sie selbst bezeichnen den Stilbastard als "Rattle-Folk-Pop-Rock-Bluegrass-im-Zirkus-mit-Cowboy-und-Indianer-Musik". Wer lustig ist, darf noch Balkan-Pop und Swing hinzufügen. Wie auch immer man die fast durchgängig kurz vor dem Überkochen stehende Mixtur aber bezeichnen möchte: Sie funktioniert. Zu "Wading Deeper" und "Lady Marlene" wird andächtig gelauscht, zum Genesis-Cover "Land of Confusion", zu "Rock, Paper, Scissors" und "Hey Ho On The Devil's Back" lauthals mitgesungen.

Doch keiner übertönt Marianne Sveen. Ihre drei Bandkolleginnen sind gut bei Stimme, ohne Frage, doch Sveens Organ toppt sie alle. Die Frau mit der Wuschelfrisur flüstert, säuselt, röhrt mit Urgewalt, leitet zwischendurch Wechselgesänge mit dem Publikum an. Sie steht dermaßen unter Dampf, dass man die arge Befürchtung hegt, sie würde gleich platzen.

Nach einigen Minuten Durchatmen auf der Straße könnte man das Konzert glatt noch einmal hören. Schade, dass auch der zweite Auftritt am Dienstag ausverkauft ist.