Laeiszhalle. Lange Zeit galt das Streichquartett als etwas verschnarchte Angelegenheit für grau melierte Damen und Herren: irgendwie würdevoll, aber nicht besonders spannend. Dass sich dieses Bild im Laufe der vergangenen Jahrzehnte grundlegend gewandelt hat, ist nicht zuletzt ein Verdienst des Hagen Quartetts. Das renommierte Ensemble - bestehend aus drei Geschwistern einer Salzburger Musikerfamilie und einem norddeutschen Geiger - packt sein Publikum immer wieder mit atemberaubenden Interpretationen.

Voller Risiko- und Kontrastfreude dringen die vier Weltklassestreicher in Extrembereiche vor: Ihr Pianissimo ist so unglaublich zart und fahl, dass der Ton fast schon wegbröselt; an lauten Stellen meint man mitunter, die Saiten und Bögen bersten zu hören. Das ist aber keine Effekthascherei, sondern, im Gegenteil, ein Ergebnis der immerwährenden Suche nach dem Ausdruck, nach der Wahrheit eines Stücks.

Dieser Wagemut hat sich im Laufe der Jahre noch gesteigert. Deshalb ist in den Konzerten der Hagens eigentlich immer Gänsehaut garantiert, und deshalb sind die Interpretationen für viele jüngere Kollegen ein Vorbild.

Auf ihrer Tournee zum 30-jährigen Bestehen des Ensembles kommen die Musiker, die abseits der Bühne eher zurückhaltend und beinahe scheu wirken, heute Abend in den kleinen Saal der Laeiszhalle. Auf dem Programm stehen Haydns op. 33,2 mit dem schönen Beinamen "Der Scherz", das dritte Quartett von Brahms und Bartóks Viertes mit seinen feurig-vertrackten Rhythmen. Reizvolle Bögen garantiert.

Hagen Quartett: Di 22.11., 20.00, Laeiszhalle, kleiner Saal (U Gänsemarkt/U Messehallen), Eingang Gorch-Fock-Wall, Tickets zu 11,- bis 38,- an der Ak.