Hamburg. Nein, keine Sorge, ganz leer war es nicht beim Konzert des Ensemble Resonanz am vergangenen Freitag im Großen Saal der Laeiszhalle. Doch so einige Reihen waren schon leer geblieben; weit mehr, als es das famose Kammerorchester und sein Programm "Nordic Suite" verdient hätten. Die Musiker ließen sich von der etwas mageren Kulisse jedoch nicht in seiner Musizierlust bremsen und legten gleich los wie die Feuerwehr. Der erste Satz aus Edvard Griegs "Holberg-Suite" schäumte förmlich über vor Spielfreude, ebenso wie das Finale. Da war der etwas altbackene Tonfall des Stücks plötzlich wie weggeblasen.

Im liebreizenden Duett der Sarabande gab der Cellist Jean-Guihen Queyras bereits eine kurze Kostprobe seines Könnens. Die schöpfte der Residenzkünstler des Ensembles anschließend, in Rolf Wallins 1996 entstandenem "Ground" für Cello und Streichorchester, bis an ihre Grenzen aus. Queyras beeindruckte mit seiner technischen Perfektion: Noch in den höchsten Daumenlagen, ganz nahe am Steg des Instruments, fanden die Finger seiner linken Hand traumwandlerisch sicher und mikrometergenau ihren Platz.

Die vielleicht spannendste Entdeckung des skandinavisch gefärbten Programms war Pehr Hendrik Nordgrens "Rock Score": Ein Streichorchesterstück von 1997, hinter dessen massigen Klangschichten immer mal zarte Anklänge an die finnische Volksmusik durchschimmern. Das wirkte mitunter ein bisschen so, als hätte sich Charles Ives in den Norden verlaufen.

Umgekehrt ist Magnus Lindbergs "Stroke" für Cello auf einer Reise in die USA entstanden. Nach diesem relativ kurzen, aber hochvirtuosen Solo setzte sich Queyras dann wieder ins Orchester, das er auch einstudiert hatte. Gemeinsam mit einigen Gastbläsern und einem Pauker bescherte das Ensemble Resonanz seinen Besuchern eine nicht immer wackelfreie, aber sehr delikate und locker-flockige Interpretation von Haydns Sinfonie Nr. 57. Ein schwungvoller Abschluss des starken Auftritts.

Nach zehn Jahren hat das Ensemble Resonanz definitiv ein größeres Stammpublikum verdient. Es sind noch Plätze frei.