Das ZDF zeigt heute das Vergewaltigungsdrama “Es war einer von uns“

Hamburg. Johanna Schröder ist eine hübsche Mittdreißigerin, die sich über ihr Leben nicht beklagen kann: Sie hat nette Freunde, eine nette Wohnung und einen guten Job. Bis sie auf dem Nachhauseweg von der Geburtstagsparty ihrer besten Freundin vergewaltigt wird und von ihrem früheren Leben nichts mehr übrig bleibt bis auf die vier Wände, in denen sie lebt. Als Johanna am Morgen nach der Party in einem Wald unweit ihrer Wohnung aufwacht, fehlt ihr jegliche Erinnerung an die vergangenen Stunden. Sie erstattet Anzeige gegen unbekannt, die Polizei macht ihr allerdings von vornherein keine großen Hoffnungen, den Täter jemals zu fassen. Eine bittere Wendung bekommt Johannas Fall, als sie erfährt, dass K.-o.-Tropfen in ihrem Blut nachgewiesen wurden. Der Täter war also aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Geburtstagsparty und stammt damit aus ihrem engsten Freundeskreis.

"Es war einer von uns", ist nicht nur die Feststellung von Johanna Schröder, sondern auch der Titel des Dramas, welches das ZDF heute Abend zeigt. Die Geschichte ist so gespenstisch wie real, K.-o.-Tropfen sind zur gängigen Vergewaltigungsdroge geworden. Das liegt daran, dass sie leicht zu beschaffen und bereits wenige Stunden nach der Einnahme nicht mehr im Körper nachweisbar sind. Den Opfern bleibt nichts - außer einem Filmriss, Verunsicherung und Scham.

Das Besondere an "Es war einer von uns" ist, dass die Autorin Astrid Ströher die Entwicklung der Hauptfigur über ein Jahr nach der Vergewaltigung beobachtet. Johanna Schröder wird von Maria Simon verkörpert, mit der dem Filmteam eine perfekte Besetzung geglückt ist. Simon lebt und atmet die Rolle der Johanna, ihre Emotionen - Wut, Angst, Hilflosigkeit, Hoffnung - gehen unter die Haut. Maria Simon geht für die Rolle völlig schonungslos mit sich und ihrem Körper um, sie raucht und trinkt, weint und schreit, bis sie ein Schatten von der attraktiven jungen Frau ist, die sie in den ersten fünf Minuten des Films spielt. Wenn sie ihr komplettes Leben über Bord wirft, um herauszufinden, wer sie missbraucht hat, fühlt man mit ihr und will sie doch schütteln, ihren Verstand einzuschalten. Auch die Nebenrollen sind mit Anja Kling als bester Freundin, die an Johanna verzweifelt, und Devid Striesow als Verdächtiger gut besetzt, verblassen aber hinter der Wucht Maria Simons.

Ganz langsam baut sich Johanna durch eine Therapie ein neues Leben auf, findet neue Freunde und nimmt sogar zaghaft Kontakt zu den alten auf. Obwohl der Missbrauch immer präsent bleibt, lernt sie im Verlauf des Jahres, damit zu leben. Drehbuchautorin Astrid Ströher tut ihrer Hauptfigur Johanna und auch den Zuschauern letztlich den Gefallen, die ersehnte Aufklärung zu leisten. Ein Umstand, der vielen realen Opfern verwehrt bleibt.

Es war einer von uns heute 20.15, ZDF