Eine Glosse von Volker Albers

Ein Gespenst geht um im deutschen Verlagswesen. Es ist das Gespenst der Freiheit. Im ganzen Verlagswesen? Nein, allein im Piper-Verlag im fernen München, da weht der Geist halt, wie er will. Zumindest ab März kommenden Jahres. Dann geht das Buchhaus mit einer neuen Reihe an den Start: Ganz für junge Leser soll sie sein, "Starters" (das passt gut zum Anfang) von einer gewissen Lissa Price ist der erste Titel des neuen Labels ivi (sprich: eiwi). Und da kommt die Freiheit ins Spiel: "Lesen, was ich will" lautet der Slogan, mit dem die Reihe zur Lektüre auffordert.

Endlich! Endlich lesen, was ich will. Nicht mehr mir diesen Berg von Büchern, Zeitungen, Formularen und Prospekten zu Gemüte führen, die ich nie lesen wollte, aber musste. An meine Augen lass ich nur noch das Gute und das Schöne ran.

"Frostkuss" etwa, im Untertitel "Mythos Academy 1" (da droht Fortsetzung!), von Jennifer Estep. Von dieser US-Autorin erzählt Pipers eiwi-Werbung, dass sie immer neue Ideen für einen Fantasy-Roman suche. Das ist schon mal schön. Schöner noch ist, dass sie auch "Paranormal Romance" und "Urban Fantasy" schreibt. Wow! "Paranormal Romance"! Das ist natürlich der Hammer. Keine Frage. Eine Art übersinnliche Affäre also, kann nicht jeder haben. Völlig klar. Nur wer jung ist und eiwis tolle neue Bücher kauft, der kann, wenn er denn will.

Lesen, was ich will also.

Aber: Will ich das lesen?