Brillantes Duo: Der zweite Fall für die Frankfurter “Tatort“-Ermittler Joachim Król und Nina Kunzendorf

Hamburg. Abgesehen davon, dass der Frankfurter "Tatort: Der Tote im Nachtzug" spannend und gut gemacht ist, muss an dieser Stelle kurz gesagt werden: Sind die niedlich zusammen! Das neue Frankfurter Ermittler-Duo aus den Kommissaren Conny Mey und Frank Steier alias Nina Kunzendorf und Joachim Król neckt sich auch beim zweiten gemeinsamen Fall an diesem Sonntag munter weiter.

Die Geschichte: Ein Mann wird im Nacht-Express von Warschau nach Frankfurt tot aufgefunden, ein Verdächtiger flüchtet, noch während die Polizei eintrifft. Conny Mey wird noch in Jogging-Kluft zum Tatort bestellt, während Frank Steier sich vor dem Fall zu drücken versucht. Er wurde in der ersten Folge im Zuge der Ermittlungen niedergestochen und hat diesen Vorfall offensichtlich noch nicht verwunden. Seine Rückkehr zur Arbeit versucht er so lange wie möglich aufzuschieben.

Die beiden suchen die Frau des Ermordeten auf, um ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen. Von ihr erfahren sie, dass ihr Ehemann Sanitäter bei der Bundeswehr in Afghanistan war, doch vor drei Jahren wegen Medikamentenmissbrauchs entlassen wurde. Schließlich finden Mey und Steier heraus, dass sich der flüchtige Hauptverdächtige und Elsas Mann aus Afghanistan kannten. Beide waren an krummen Geschäften beteiligt.

Rache als Tatmotiv scheint offensichtlich. Der Fall bekommt jedoch eine neue Wendung, als plötzlich auch Feldjäger der Bundeswehr großes Interesse am Verdächtigen haben. Eine solide, aber keine umwerfende Geschichte.

Was diesen "Tatort" so sehenswert macht, sind die beiden Hauptdarsteller. Deren zwischenmenschliches Hin und Her ist unterhaltsamer als die eigentliche Handlung. Joachim Król und Nina Kunzendorf sind zwei großartige Schauspieler, die sich auf dem Bildschirm gefunden haben. Wobei damit nicht gemeint ist, dass es harmonisch zwischen den beiden zugeht.

Es ist die Spannung zwischen diesen so unterschiedlichen Charakteren, die den Reiz der Sendung ausmacht. In der zweiten Folge wird dem Zuschauer in ganz kleinen Schnipseln mehr und mehr Einblick in die Privatsphäre der zwei Ermittler gewährt. Der griesgrämige, korrekte Kommissar Steier kämpft nach dem letzten Einsatz mit Panikattacken, was ihm komischerweise sympathische Züge verleiht. Außerdem offenbart sich, dass er kein Zuhause hat oder zumindest so wenig Zeit wie möglich dort verbringt, denn die meisten Nächte schläft er im Büro. Und eigentlich will der Eigenbrötler von seiner Kollegin gemocht werden, so harsch auch sein Umgangston manchmal mit ihr ist. Natürlich stellt er sich dabei ziemlich dämlich an.

Nina Kunzendorf hingegen spielt eine deutsche Version von Erin Brockovich: ein kumpelhafter Typ, der trotzdem gern mit Push-up-BH, Miniröcken und Cowboy-Stiefeln herumläuft. Wenn sie den Flur des Kommissariats mit einem gekonnten Hüftschwung zum Catwalk macht, wäre das für viele Zuschauer sicherlich schon ein gelungener Fernsehabend. Die Figur der Conny Mey ist aufregend und dynamisch. Dass sie den grau in grau gekleideten Kommissar nicht völlig überstrahlt, liegt an einem starken Drehbuch, indem sich ihre Lautstärke mit seinen stillen Grübelphasen abwechselt. Aber am besten funktionieren die beiden, wenn sie zum Beispiel den Tathergang in einem Bahnwaggon rekonstruieren und es sogar ein kleines bisschen zwischen den beiden knistert.

"Der Tote im Nachtzug" ist nicht der spannendste "Tatort" des Jahres, brilliert aber durch das Duo Król-Kunzendorf. Die Münsteraner Ermittler Jan-Josef Liefers und Axel Prahl haben ernsthafte Konkurrenz als Tatort-Traumpaar bekommen.

"Tatort" So 20.15, ARD