Roger Willemsen erinnert im Magazin-Kino heute mit Musik und einer Dokumentation an den französischen Jazz-Pianisten Michel Petrucciani

Magazin. Sie trennten Welten und fast ein Meter, aber es gab auch Gemeinsamkeiten: Roger Willemsen und Michel Petrucciani, der kleinwüchsige Jazzpianist, der an der Glasknochenkrankheit litt und 1999 im Alter von nur 37 Jahren starb. Ihm ist heute ein Abend gewidmet. Willemsen machte den Franzosen in den 90er-Jahren in seiner ZDF-Sendung "Willemsens Woche" bekannt, in der er sein musikalischer Begleiter war.

1993 hörte der Autor beim Besuch einer Freundin ein Jazz-Album, das er nicht kannte. "Es fesselte mich", erinnert er sich und schwärmt noch heute von der Leichtigkeit, Vitalität und Lyrik der Musik. "Er klingt fast körperlos, und man erkennt ihn blind." Als er kurz darauf vom ZDF das Angebot bekam, eine Sendung zu moderieren, bat er um einen guten Musiker, und Petrucciani sagte: "Das machen wir."

Dadurch entwickelte sich zwischen beiden eine Freundschaft. Willemsen wurde sein Berater in allerlei kuriosen Situationen. Nachts in New York rief Petrucciani ihn in seinem Hotelzimmer an und bat ihn, mit einem Sechserpack Bier in sein Zimmer zu kommen. Willemsen gehorchte und erinnert sich: "Er stand nackt am Couchtisch und wollte mit mir über die Liebe reden. Und da hatte er einiges zu sagen."

Willemsen hat damals einen Film über Petrucciani gedreht, der nun wiederum Basismaterial für eine neue Dokumentation von Michael Radford geworden ist. Der Regisseur hat den Musiker nicht persönlich gekannt und das bestehende Filmmaterial wie einen Steinbruch benutzt. Das Ergebnis, den Film "Michel Petrucciani - Leben gegen die Zeit", zeigt das Magazin heute als Hamburg-Premiere. Er zeichnet Höhen und Tiefen eines kurzen Lebens anschaulich nach.

Willemsen sieht seinen Freund heute nicht nur positiv. Er sei "ein grandioser Lügner" gewesen und ein Mensch, der sich "unsentimental bei seinen Abschieden" gezeigt habe. Das mussten mehrere Geliebte erfahren, aber auch Willemsen selbst. "Ich hatte eigentlich gedacht, der Kontakt würde nach dem Ende der Sendungen enger bleiben", zeigt er sich enttäuscht. Heute hört Willemsen Petrucciani auf seinem iPod. Wieder, muss man sagen. "Ich musste nach seinem Tod erst einmal eine Pause machen, aber ich komme immer wieder zu ihm zurück."

Michel Petrucciani - Eine Hommage von Roger Willemsen: heute 20.00, Magazin (U Lattenkamp), Fiefstücken 8a, Eintr. 13,-; www.magazinfilmkunst.de