Das Science-Fiction-Drama “Another Earth“ ist eine kluge Parabel: Am besten nähert man sich dem Film, in dem man die zweite Erde als Metapher begreift.

Rhoda Williams (Brit Marling), eine überaus begabte angehende Astrophysikerin, verursacht einen Autounfall, bei dem eine Frau und ihr kleiner Sohn sterben, der Fahrer fällt in ein tiefes Koma. Vier Jahre später wird Rhoda aus der Haft entlassen und sucht, von Schuldgefühlen getrieben, die Nähe des Mannes, ein Komponist namens John Burroughs (William Mapother), der den Tod seiner Familie nie verwunden hat. Gleichzeitig erzählt der Film die Geschichte eines neu entdeckten Planeten, dessen Geheimnis soeben gelüftet wurde: Das parallele Universum ist ein exaktes Duplikat unserer Erde, jeder Mensch hat einen Doppelgänger ...

Was zunächst anmutet wie ein Science-Fiction-Film, entpuppt sich mehr und mehr als Kammerspiel, indem es um Schuld und Vergebung geht, um Trauer und Verlust, um Reue und Bedauern, aber auch um die Möglichkeit einer zweiten Chance oder zumindest einer anderen Entscheidung. Am besten nähert man sich dem Film, in dem man die zweite Erde als Metapher begreift, die die Protagonistin zur Selbstbetrachtung veranlassen soll. Wer ist dieses Alter Ego? Hat es dasselbe Leben geführt? Oder hat es einen anderen Weg eingeschlagen, der alternative Lösungen zulässt? Mike Cahill, der sich als Koautor, Regisseur, Kameramann, Cutter und Produzent die größtmögliche Kontrolle über "Another Earth" sichern wollte, will diese Fragen nur als Denkanstoß verstanden wissen. Viel wichtiger als die vagen Science-Fiction-Elemente ist ihm die Beziehung zwischen Rhoda und Burroughs, die durch Schuld und Depression unheilvoll aneinandergekettet sind.

Bewertung: empfehlenswert

Another Earth USA 2011, 92 Min., ab 12 Jahren, R: Mike Cahill, D: Brit Marling, William Mapother, täglich im UCI Smart-City; www.another-earth.de