Ein klitzekleines Latinum von Joachim Mischke

"Silvio Berlusconi praesidens ministrorum Italiae se munus abdicaturum pronuntiavit." Auf Deutsch heißt das in etwa: Die spinnen also doch nicht, die Römer.

Diese Information über den Berlusconi-Abgang ist sicherlich eine der besten Nachrichten, die es aus der Gegend rund um den Vatikan in den letzten Jahren zu hören gab. Doch nicht nur Radio Vatikan und der öffentlich-rechtliche Rundfunk Finnlands (das passt zu denen, irgendwie) produzieren regelmäßig Nachrichten in lateinischer Sprache. Auch "Radiophona Bremensis" arbeitet seit zehn Jahren tapfer gegen die Tatsache an, dass das Imperium Romanum alter Schule schon seit etwas mehr als einigen Wochen inaktiv ist.

Wie sich dieser Bildungsauftrag der etwas anderen Art ausgerechnet in die Weserregion verirrt hat, die nicht für ausgeprägte Liebe zum Katholizismus bekannt ist, lässt sich noch rekonstruieren: Ein Radio-Bremen-Redakteur mit Jesuiten-Gymnasium im Lebenslauf kam auf die Idee. Gemeinsam mit aktiven und pensionierten Lateinlehrern wird das Dekret Woche für Woche kollektiv verfertigt und immer freitags für den Rest der Welt als "Nuntii Latini Septimanales" unter www.radiobremen.de/nachrichten/latein ins Netz gestellt. Als Bonus - um hier im klassischen Sprachduktus zu bleiben - gibt es sogar im Monatsrhythmus ein latinisiertes "Buten und binnen"-Nachrichtenfilmchen. Tote Sprache würde anders klingen.