Das Cinefest zeigt bis zum 20. November “Europas Prärien und Cañons“. Zu vielen Vorstellungen werden Schauspieler und Regisseure erwartet.

Metropolis. Wann ist eigentlich ein Film ein Western? Wenn John Wayne durch das Monument Valley reitet? Oder sich Männer in karierten Hemden in einer Kneipe prügeln? Oder die mit den hellen Hüten die Guten sind? Mit Ausnahme des ersten Aspekts stehen die Kriterien in den kommenden Tagen auf dem Prüfstand. Im Metropolis wird das uramerikanische Genre noch bis zum 20. November lustvoll zurückregionalisiert. Dort läuft das Cinefest in diesem Jahr unter dem Motto: "Europas Prärien und Cañons. Western zwischen Sibirien und dem Atlantik".

Man könnte meinen, so etwas gibt es nur in amerikanischen Filmen: In größter Not ruft der in Bedrängnis geratene Held nach der Kavallerie. Die Filmhistoriker zeigen nun, dass solche Abenteuer auch diesseits des Atlantiks Stoff für Filme waren und sind. Sie haben die Kurz-, Dokumentar- und Spielfilmarchive durchstöbert und dabei festgestellt, dass der Wilde Westen fast überall ist. In den Tiroler Alpen, in der märkischen Heide, in der Camargue, den Karpaten und Südspanien.

Heute zeigt das Metropolis drei Filme aus dem Programm. "Der Kaiser von Kalifornien" ist ein deutscher Film aus dem Jahr 1936, in dem Luis Trenker Regie geführt hat. Der Regisseur selbst spielt einen politisch verfolgten jungen Deutschen, der 1830 nach Amerika auswandert, sich nach Kalifornien durchschlägt und ein Stück Land erwirbt. Als dort Gold gefunden wird, will man es ihm wieder abnehmen. Trenker stilisiert sich durchaus fragwürdig als Führerfigur. Gerühmt werden die großartigen Landschaftsaufnahmen.

Das Fernweh bahnte sich in der DDR eigene Wege, zum Beispiel im Kino. "Tecumseh" ist ein Ost-Western aus dem Jahr 1972. Gojko Mitic spielt den gleichnamigen Titelhelden als Shawnee-Indianer, der bei den Weißen aufwächst. Als die den Indianern mit miesen Tricks ihr Land abluchsen, wechselt Tecumseh die Seiten und versucht, seine roten Brüder zu vereinen. Die Darstellung des Lebens in diesem Defa-Indianerfilm gilt als besonders realistisch. Ein Schelm, wer hinter dem Inhalt Kapitalismus-Kritik entdecken wollte. Gedreht wurde auf der Krim und in den rumänischen Karpaten.

Clint Eastwood war noch weit davon entfernt, der großartige Regisseur zu sein, der er heute ist, als er 1965 in "Für ein par Dollar mehr" vor der Kamera stand. Sergio Leone inszenierte diesen Klassiker des Italo-Westerns 1965 als italienisch-bundesdeutsch-spanische Koproduktion. Eastwood tut sich darin mit Lee Van Cleef zusammen, um den Bösewicht El Indio (Gian Maria Volonté) zur Strecke zu bringen. Mit dabei ist auch ein Charakterkopf, den man in kaum einem Edgar-Wallace-Film missen möchte: Klaus Kinski.

Insgesamt reicht das Programm, das die Filmhistoriker von CineGraph um Hans Michael Bock und Erika Wottrich zusammengestellt haben, von einem französischen Camargue-Kurzfilm-Western aus dem Jahr 1912 und Harry Piels "Erblich belastet?" von 1913 bis zur 2009er Realfilm-Umsetzung des Comic-Klassikers "Lucky Luke" .

Als Gäste kommen am Dienstag Arthur Brauss und Dan van Husen zum Comedy-Western "Potato Fritz" von Peter Schamoni, in dem auch Paul Breitner mitspielt. Der Country-Rocker und Berufsindianer Angy Burri ist dabei, wenn am Donnerstag sein Schweizer (!) Western "The Wolfer" gezeigt wird. Regisseur Roland Klick kommt am Sonnabend, 19. November, zur Gangsterballade "Deadlock". Ulrich Weiß und Jutta Lampe feiern ein Wiedersehen mit dem Siedler-Western "Blauvogel", den Ulrich Weiß in der DDR 1978 inszenierte.

Cinefest 14.-20.11., heute 17.00 "Der Kaiser von Kalifornien", 19.00 "Tecumseh", 21.15 "Für ein paar Dollar mehr", Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße 10, Karten 6,-/4,-; www.cinefest.de