Hamburg. Übermäßig bekannt und werbewirksam sind die Namen Marc Piollet und James Ehnes unter hanseatischen Konzertgängern offenbar noch nicht. Denn beim Gastspiel des französischen Dirigenten und des kanadischen Geigers bei den Philharmonikern Hamburg war die Laeiszhalle am Sonntag mal wieder höchstens zur Hälfte besetzt. Wer zu Hause geblieben war, hatte allerdings ein gutes Konzert verpasst.

Ungeachtet aller Volkstrauertagsstimmung bildeten feurige Volkstänze den roten Faden des Programms: vom Saltarello in Berlioz' "Carnaval romain" über eine neapolitanische Tarantella in Waltons Violinkonzert bis zum alla zingarese im Finale von Brahms' orchestriertem Klavierquartett g-Moll.

James Ehnes entpuppte sich als exzellenter Geiger mit absolut makelloser Technik und klangschönem, von keinerlei Kratzern oder Ruppigkeiten getrübten Ton. Dazu kam sein ganz und gar unprätentiöses Auftreten; selbst ein Showstück wie Paganinis Capriccio Nr. 24 absolvierte er mit lupenreiner Perfektion, doch ohne den leisesten Anflug von Teufelsgeigertum. Vielleicht hatte Ehnes selbst das Gefühl, dass er dem sprichwörtlichen Affen noch etwas Zucker schulde, jedenfalls schickte er als zweite Zugabe das leidenschaftlichere g-Moll-Capriccio Nr. 16 hinterher.

Bei Marc Piollet war zwar die Körpersprache gewöhnungsbedürftig. Von der strammen Haltung eines Zinnsoldaten bis zum Ganzkörpereinsatz mit Ausfallschritten und mitdirigierenden Schulterblättern hatte Piollet alles im Bewegungsrepertoire. Doch das Ergebnis lobte den Maestro. Die Philharmoniker liefen unter Piollets energischer und klar konturierender Leitung zu voller Form auf. Selbst die vielen Soli, Horn, Englischhorn, Klarinette, und der bei Brahms/Schönberg reichlich geforderte Bläserapparat boten nur Anlass zur Freude.

Das Konzert wird heute, 20 Uhr, wiederholt