Hamburg. "Krank und ohne Papiere?" Kein Einzelschicksal für viele, die sich in Deutschland illegal aufhalten. Doch wer von ihnen - die Dunkelziffer bewegt sich zwischen einer halben und 1,5 Millionen - den Weg zum Sozialamt wagt, dem droht schlimmstenfalls die Meldung bei der Ausländerbehörde. Für die Medibüros, eine Organisation aus Ärzten und Freiwilligen, Anlass genug, den Hilfesuchenden anonyme Behandlung anzubieten.

Tatkräftig unterstützt werden sie jetzt von Boran Burchhardt, Hamburger Künstler und bekannt für seine Bemalung der Minarette der Centrum-Moschee in St. Georg. Sein aktuelles Kunstprojekt "3D § 87 Deutschlandbilder" sieht in mehr als 20 Städten vor, die Rückseite von Verkehrsschildern für Infos der Medibüros zu nutzen - wie bereits in Heidelberg und Essen.

Auch Hamburg begrüßte zunächst seine Aktion, Kulturbehörde und Kunstinstitutionen unterstützten das Projekt - bis sich die Innenbehörde querlegte. "Aufgrund ihres amtlichen Charakters", so teilte die Behörde schließlich mit, sind Verkehrszeichen "kein geeignetes Medium für andere Zwecke gewerblicher oder nicht gewerblicher Art".

Boran Burchhardt ließ sich davon jedoch wenig beeindrucken. Ein Rechtsgutachten bestätigte seinem Projekt jetzt, konform im Rahmen der Straßenverkehrsordnung zu handeln. Nun will er den ersten von 3000 Aufklebern am Montag auf dem Halteverbotsschild Ecke Ballindamm/Einmündung Gertrudenstraße anbringen. Ob mit oder ohne Intervention der Innenbehörde, wird sich dort spätestens ab 11 Uhr zeigen.