Hamburg. Schon die Ansage ist wunderbar: "Meine Damen und Herren! Gob Squad präsentieren echte, lebende Kinder!" Und was für welche. In einem zur Zuschauerseite verspiegelten Glaskasten lümmeln sie in einer Sofalandschaft mit Fernseher, tanzen, spielen Blindekuh. Doch der Aufenthalt im Paradies ist begrenzt. Sie seien ja nicht zum Vergnügen hier, hätten gefälligst zu leben und zu sterben. "Grow Up!", fordert die strenge Frauenstimme aus dem Off. Und das tun sie dann auch.

Die deutsch-britische Performance-Gruppe Gob Squad dekliniert in ihrer Erfolgsproduktion "Before Your Very Eyes" auf Kampnagel mit heiterer Melancholie die Mythen des Erwachsenwerdens durch. Per Video sieht man die sieben Kinder im Alter zwischen acht und 14 Jahren noch mit dem verheißungsvollen Lächeln der großen Erwartung. Mit Lederjacken und schwarz gefärbten Lippen verwandeln sie sich in pubertierende Punks.

Und plötzlich ist er da, der Vierzigste. Die Klamotte ist bieder, Brillen und Perücken verbergen fragende Gesichter. Die stille Verzweiflung des Scheiterns, der nicht eingelösten Versprechen ist spürbar. Der Spielraum schmilzt unausweichlich. Und wird von diesen außergewöhnlichen Darstellern in jeder Sekunde glaubhaft behauptet. Die drei Jahre währende intensive Arbeit ist spürbar, die in Improvisationen gewonnenen Texte sind lebensklug arrangiert. Ein rarer Glücksfall.

Gob Squad: "Before Your Very Eyes": 12.11., 20.00, Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de