Sean Penn dominiert das Roadmovie “Cheyenne - This Must Be The Place“

"Ich frage mich, weshalb ich nie mit Rauchen begonnen habe", wundert sich Cheyenne (Sean Penn) und bekommt zu hören: "Weil du ein Kind geblieben bist, und Kinder interessieren sich nicht fürs Rauchen." Ein Kind ist der gealterte Rockstar, der vor 20 Jahren ein paar Gothic-Pop-Hits hatte und seitdem gemeinsam mit seiner Frau (Frances McDormand) in einer Art Schloss lebt, tatsächlich.

Oder besser: ein Kind im Körper eines Frühvergreisten, der mit seinem hochtoupierten schwarzen Haar an The-Cure-Sänger Robert Smith erinnert, vor allem aber an Ozzy Osbourne denken lässt. Die leise Fistelstimme, die ungelenken Trippelschritte, die überbordende Naivität: alles Ozzy. Es ist ein Erlebnis, diesen Mann zu begleiten, der antriebslos das an ihm vorbeiziehende Leben beobachtet und als Tageshöhepunkt in der ebenso riesigen wie kargen Küche eine vegetarische Pizza isst.

Doch dann gerät Cheyennes Leben plötzlich in Bewegung: Sein Vater, zu dem er seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr hat, ringt mit dem Tod. Also reist der Sohn von Dublin nach New York, kommt aber zu spät und erfährt von der jüdischen Verwandtschaft, dass der Vater bis zuletzt nach dem Mann suchte, der ihn einst in Auschwitz drangsalierte. Lebt dieser KZ-Wärter noch? Cheyenne will es herausfinden und macht sich auf einen Roadtrip quer durch die USA.

Eine bizarre Reise voll bizarrer Begegnungen, von Regisseur Paolo Sorrentino ("Il Divo") und Kameramann Luca Bigazzi in surreale Bilder gegossen, bei denen häufig die Landschaft den zweiten Hauptdarsteller gibt. Gepaart mit einer Lakonie, wie wir sie aus den Filmen von Aki Kaurismäki oder Jim Jarmusch kennen, entsteht daraus großes Kino. Mal trifft Cheyenne eine alleinerziehende Mutter mit einem Sohn, der Angst vor Wasser hat, und stellt den beiden einen Swimmingpool hin. Dann wieder begegnet er Sänger David Byrne (Talking Heads), der sich selbst spielt und dessen Song "This Must Be The Place", eine Ode an die Liebe und die Sehnsucht nach Heimat, den Grundton des Films vorgibt. Am Ende hat Cheyenne viel erlebt, sich aus der depressiven Erstarrung gelöst. Und ist zum Raucher geworden.

Bewertung: annehmbar

Cheyenne - This Must Be The Place Italien/Frankreich/Irland 2011, 118 Minuten, ab 12 Jahren, R: Paolo Sorrentino, D: Sean Penn, Frances McDormand, Harry Dean Stanton, Eve Hewson, David Byrne, Joyce van Patten, Heinz Lieven, täglich im Abaton (OmU), Studio, Zeise; www.delphi-film.de