Der britische Sänger, Songschreiber und Dichter James Blake, das “Wunderkind der Elektroszene“, kommt am 15. November ins Docks.

Seine Musik passt vortrefflich in eine Kirche. Der dunkle Klang einer Orgel, die immer wieder stockenden Melodiefragmente auf dem Klavier, der hohe Falsettgesang. Musik, die zur Kontemplation einlädt und deren fragile Schönheit absolute Stille und konzentrierte Aufmerksamkeit benötigt. Doch James Blake mag keine Kirchen als Auftrittsorte: "Ich will nicht, dass Leute dort sitzen und dauernd 'schscht' zu ihrem Nachbarn zischen. Wir zelebrieren keine Predigt. Das Publikum soll tanzen und sich bewegen."

Blake räumt ein, dass er sein Debütalbum am liebsten in totaler Dunkelheit hört, "aber, wenn wir live spielen, soll diese introspektive Atmosphäre aufgebrochen werden". Bei vielen der bisherigen Konzerte tut sich das Publikum noch schwer mit den elektronischen Kleinodien des 23 Jahre alten Engländers, wie vor ein paar Monaten bei seinem Hamburg-Debüt im Gruenspan zu erleben war. Die eine Hälfte bat genervt um Stille, die andere quatschte.

Aber der schlaksige Engländer kann diese Nebengeräusche aushalten. Ihm geht es darum, Spannung zu erzeugen und spontan zu reagieren, soweit seine geräuschhaften Lieder das zulassen. Als "Post-Dubstep" wurde Blakes Musik tituliert, einen Begriff, den er ablehnt. Er habe viel Dubstep und Jungle gehört, aber eine Definition kann er nicht geben. Auch "Electronic Soul" träfe es nicht. "Soul passt nicht, weil es eine rückwärtsgewandte Musik ist. Zudem drücke ich in meinen Texten nicht das aus, was für Soul wichtig ist. Statements über meine Gefühlslagen abzugeben interessiert mich nicht."

Er selbst sieht sein im Februar erschienenes Debütalbum als Dokumentation über sein Erwachsenwerden. Der wichtigste Song darin ist "The Wilhelm Scream". Die Nummer hat sein Vater vor 15 Jahren geschrieben. "Mit diesem Lied verbinde ich Kindheit. Die Melodie hat mich über viele Jahre begleitet und hatte immer einen besonderen Platz in meinem Leben."

Bevor James Blake anfing, Musik zu studieren, hat er Kurzgeschichten und Gedichte verfasst, aber niemals Songtexte. "Das musste ich erst lernen. Songs haben oft eine so offensichtliche Aussage. Das gefällt mir nicht, deshalb verschlüssele ich meine Songs." Seine poetischen Ambitionen sind ebenso hoch wie seine Versuche, immer wieder neue Sounds zu kreieren. Grundsätzlich steht der Text am Beginn des Kompositionsprozesses. Als wichtige Einflüsse nennt Blake seinen Namensvetter, den englischen Dichter und Naturmystiker William Blake (1757-1827), aber auch Popkünstler wie Joni Mitchell, Laurie Anderson und Bon Iver, dessen Songs ähnlich unerklärlich daherkommen wie seine eigenen.

Dass er irgendwann Musiker werden würde, stand für James Blake schon sehr früh fest. "Mein Vater ist der Grund. Ich wusste durch ihn, dass ich es schaffen kann", erklärt er. In den späten 60er-Jahren war dieser Sänger und Gitarrist der Jazz-Rock-Band Colosseum. Später gründete er die Band Mogul Thrash, für James Blake die beste Musik, die sein Vater gemacht hat. "Mogul Thrash war ihrer Zeit weit voraus. Das war vielleicht der Grund, warum sie nicht erfolgreich waren und nur ein Album herausgebracht haben."

James Litherland hat seinem Sohn nicht nur die Inspiration vererbt, sondern auch manchen Ratschlag gegeben. James Blake, der den Namen seiner Mutter gewählt hat, um Verwechslungen zu vermeiden, ist bewusst, welcher Hype Anfang des Jahres um ihn gemacht wurde: "Zuerst schreiben sie dich hoch, und später werfen sie mit faulen Tomaten nach dir", sagt er. "Mein Vater hat mir einen ganz einfachen Rat gegeben: Sei einfach du selbst!'"

James Blake Di 15.11., 20.00, Docks (U St. Pauli); Spielbudenplatz 19, Karten zu 28,85 im Vvk.; www.jamesblakemusic.com