Es begann mit einem Brief. Darin stand, dass dieser maschinengeschrieben sei, deshalb sei mein Vater der einzige Mensch, der überhaupt wisse, dass es diesen Brief gibt. Es gehe um eine Stellungnahme zu dem Aktenzeichen ad98.

Vater rief beim Amt an, doch dort sagte man ihm, da eine Maschine den Brief verfasst habe, wisse hier natürlich niemand davon. Heutzutage sei ein Beamter in der Behörde ja mehr Elektriker als Verwaltungsangestellter, hier mal ein Kabel prüfen, dort eine Platine löten. Und es sei so, wenn eine Maschine einen Vorgang in Gang gesetzt habe, dann könne der Mensch diesen kaum noch stoppen.

Am Abend schrieb Vater: Liebe Maschine, ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Vater.

Kurz darauf rief ein Computer an und fragte nach Vater. Wenn er nichts zu sagen habe, solle er die 1 drücken, ansonsten die Rautetaste. Vater drückte die Rautetaste, woraufhin eine Stimme ihn aufforderte, seine Stellungnahme nach dem Piepton abzugeben, Piep. Vater sagte, er wisse nicht, was man von ihm wolle, sein ganzes Leben habe er gearbeitet und jetzt das. Sagen Sie Ende, wenn sie fertig sind, entgegnete die Maschine. Tschüs, sagte Vater.

Dann kamen Männer in Anzügen mit einem Schreiben, in dem stand, dass sie die Erlaubnis hätten, Besitz abzuholen, da wir anscheinend nicht zu einer Stellungnahme bereit seien.

Zu was denn, fragte Vater verzweifelt. Das wüssten sie nicht. Die Technologie sei noch nicht so weit, dass man Computern Fragen stellen könne. Es gehe um das Aktenzeichen ad98. Mit diesen Worten packten sie Mutters Puppensammlung ein. Nachts kappte Vater die Stromleitungen.

Am 13.11. begeht Hamburg den Tag der Bürokratie. Jeder Bürger ist aufgefordert, einen Brief an eine Behörde seiner Wahl zu schreiben: Grundvoraussetzung dabei ist eine gewisse Unverständlichkeit im Ausdruck, die nur vage die Absicht des Schreibens erkennen lässt. Machen Sie mit.