Hamburg. Die Songs des amerikanischen Musikers Justin Vernon sind wie die Leuchtdioden, die auf der Bühne ihr kristallines Lichtspiel aufführen: Sie schweben edel und gut über allem. Vernon ist so etwas wie der Waldschrat, auf den sich zurzeit viele einigen können; der Leidensmann, der aus den Wäldern kam, um uns Schönheit zu bringen. Im ausverkauften Docks gab der unter dem Namen Bon Iver auftretende Songwriter ein Konzert, das in mancherlei Hinsicht einer religiösen Veranstaltung glich: Andacht und Inbrunst sind gar keine Ausdrücke für das, was sich auf und vor der Bühne abspielte. Bon Ivers anderthalbstündiges Konzert war pures Genie, und so viel emotionale Kraft und musikalisches Talent kann vielleicht nicht jeder aushalten.

Zwei Schlagzeuge, deren simultanes Spiel den Songs einen wahnsinnigen Druck gab, Streicher, Bläser, Keyboards, elektrische und akustische Gitarren, dazu Vernons durch Mark und Bein gehender Gesang: Die Band bekam an diesem Abend, auf diesem Konzert des Jahres, wirklich all das hin, was einen tollen Auftritt ausmacht. Ihr gelang es, den kammermusikalischen und lagerfeuergewärmten Arrangements ("Flume", "Re-Stacks") ihre Intimität zu lassen. Songs wie "Perth", "Blood Bank" und "Creature Fear" waren live dagegen flackernde Rocknummern, die im Gitarrengewitter endeten.