Hamburg. Franka und Olaf sind nicht traurig. Auch wenn es so aussieht. Sie sind einfach froh, einander zu haben. Deshalb streichen sie sich zart über den Rücken und wischen die eine oder andere Träne aus dem Augenwinkel. Grund der Rührung: Der Auftritt der Cowboy Junkies, einer Band, die am Donnerstagabend in der Fabrik so wunderschön melancholische Lieder irgendwo zwischen Folkrock, Blues und Barjazz spielt, dass das Herz ganz weit wird. Und niemand gern allein bleibt.

"Im ersten Teil gibt's neuere Songs, da müsst ihr durch", sagt Sängerin Margo Timmins mit einem Lächeln. Aber das ist natürlich keine Drohung, sondern ein Versprechen, denn die aktuelle CD "Sing In My Meadow" gehört mit ihrer sinnlichen Düsternis zum Intensivsten, was die Kanadier in ihrer mehr als 25 Jahre währenden Karriere eingespielt haben. Und bei einem Song wie Vic Chesnutts "See You Around", diesem Seelenbeschwerer über ewig Ungesagtes und verpasste Chancen vom Anfang des Jahres veröffentlichten "Demons"-Album, nippt auch der Durstigste nicht mehr am Weißwein. Einfach zuhören und versinken, nur das zählt. Die Welt dreht sich weiter, irgendwo da draußen, aber hier in der Fabrik steht sie für einen wunderbaren Moment ganz still.

Im zweiten Teil, ebenfalls mächtig beklatscht und mit zwei Zugaben erst kurz vor Mitternacht beendet, singt Margo neben Neil Youngs "Powderfinger" auch "Hold On To Me", ein echter Junkies-Klassiker. Franka und Olaf muss sie das nicht sagen. Die halten sich schon. Und zwar ganz fest.