“Fenster zum Sommer“ spielt dieses Gedankenexperiment sehr klug, herausragend gespielt und in wunderbaren Bildern durch

Was wäre, wenn wir Szenen unseres Lebensfilms noch einmal neu drehen dürften? Wenn das Drehbuch eine zweite Chance bereithielte? Auf der Faszination dieser Idee beruht Hendrik Handloegtens neuer Film "Fenster zum Sommer", frei nach dem Roman von Hannelore Valencak.

Die souveräne Nina Hoss spielt darin die Übersetzerin Juliane. Mit ihrer großen Liebe August (Mark Waschke) reist sie in den Sommerurlaub nach Finnland. Sie schläft ein - und erwacht ein halbes Jahr früher. In Berlin liegt Schnee, neben ihr liegt noch Ex-Freund Philipp (Lars Eidinger), die Beziehung steckt in einer dicken Krise und ihre alleinerziehende Freundin Emily (Fritzi Haberlandt), die einem Unfall zum Opfer fallen wird, steckt quicklebendig im Chaos ihrer Männerbekanntschaften. Besessen lebt Juliane auf den Tag hin, an dem sie ihre große Liebe treffen wird. Doch noch kennt er sie nicht, und eine andere Frau gibt es auch.

"Fenster zum Sommer" spielt dieses Gedankenexperiment sehr klug, herausragend gespielt und in wunderbaren Bildern durch. Das verhindert nicht, dass es am Ende aber eben doch ein durchschaubares Fantasiekonstrukt bleibt. Diese ernüchternde Erkenntnis raubt dem über weite Strecken spannenden Film früh den Atem. Auf Dauer lassen sich weder die Zeit noch das Schicksal überlisten. Allerdings nutzt Juliane die zweite Chance, die das Leben ihr bietet. Sie findet in der Freundschaft mit Emily und ihrem Sohn zu einer neuen Tiefe. Und sie bezieht klar Stellung in der Liebe. Die Botschaft vom fatalistischen Ausgang greift doch ein wenig kurz.

Bewertung: annehmbar

Fenster zum Sommer Finnland/D 2011, 96 Min., ab 12 J., R: Hendrik Handloegten, D: Nina Hoss, Fritzi Haberlandt, Mark Waschke, Lars Eidinger, Susanne Wolff; täglich im Passage, täglich außer Di im Studio-Kino; www.fensterzumsommer.de