Das ganze Zimmer hing voller Cowboybilder, und wann immer sie mich bat, ich möge mich ausziehen, damit wir unserer Liebe Taten folgen ließen, beschlich mich ein beklemmendes Gefühl des Ungenügens, und ich spürte, wie etwas in mir zusammenbrach gleich einem Zelt, dem man das Gestänge entfernt hatte.

Ob wir nicht wenigstens unter die Bettdecke könnten, bat ich. Überall waren Cowboys und musterten meinen nackten Schulbubenkörper, an dem kaum was Cowboyhaftes war. Höchstens die Farbe, die der der Prärie glich.

Sie hatte ein Lasso aus dem Fenster nach mir geworfen. Mich anschließend nach oben in ihr Leben gezogen. Schon der Beginn war nicht sonderlich würdig, und ja, ich hatte mir Liebe anders vorgestellt. Aber ich hatte auch gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Meine Familie war in der Nachkriegszeit groß geworden, und noch immer war bei uns Nachkriegszeit - es gab Kartoffeln mit Schwarte oder etwas, das Großmutter "Bübbelbortze" nannte und das bezeichnete, was selbst Schlachter wegwarfen.

"Warum ich?", hatte ich sie gefragt, während ich die Cowboyhüte musterte, die die Wände bedeckten. Aus Bärenfell hatte sie einen Pferdehintern genäht, der neben der Tür ins Zimmer ragte. Alle halbe Stunde wedelte der Schwanz. Lassos, die sie "Lassi" nannte, hingen von der Decke. Unter dem Bett bewahrte sie Indianer auf, die wir immer wieder fesselten. Wir aßen Kautabak und spuckten das Braune einfach auf den Boden. Gegen acht kam ihr Vater und schoss in den Raum, das bedeutete meist: Kommantsche, hau ab!

"Du gehst wenigstens wie ein Cowboy", sagte sie. "Eine Sportverletzung", log ich. Der Gang war angeboren. "In Texas würde ich dich nicht lieben, aber für Hamburg bist du das Ähnlichste, was sich auftreiben ließ. Ich bin süchtig nach Cowboys."

Wie ihr geht es vielen. Das nächste Treffen der Cowboy-Junkies findet am 3.11. in der Fabrik statt. Wir sind da.