Hamburg. Deutsch wird im St.-Pauli-Theater derzeit wenig gesprochen. Als sich Milton Nealy beim Song "The Viper's Drag" kunstvoll über die Bühne schlängelt, haucht er jedoch ein "Moin, moin!" dahin. Auch dass er seine brennende Zigarette einem Zuschauer ("Er ist gut Freund") reichen will, ist nur Flachs. Das Gros des Premierenpublikums haben der Sänger und Tänzer sowie seine vier Kollegen da längst erobert. Das Ensemble des Musicals "Ain't Misbehavin" bereitet auf seiner Europa-Tour der Harlem Renaissance den Boden. Am Ende der Show wähnte sich so mancher Besucher in einem Nachtklub im New York der 30er-Jahre.

Mit mehr als 30 Liedern des legendären Jazzkomponisten und -pianisten Fats Waller (1904-1943) geht es auf eine Reise ins Harlem jener Zeit. Vom Titelsong, übersetzt etwa "Ich mach doch nichts Schlimmes", bis zu "Honeysuckle Rose' Band" führen Rebecca und Patrice Covington, Yvette Clark, Wayne W. Pretlow und Nealy singend und (stepp-)tanzend vor, was Waller und seine Musik ausmachte: eine oft überschäumende Lebensfreude mit einer Prise albern-ironischer Erotik und gelegentlicher Melancholie.

In Richard Maltbys Neuinszenierung des Broadway-Hits von 1978 zieht es Yvette Clark, der voluminösesten der drei Damen, beim eigentlich traurigen "Jitterbug Waltz" schon mal die Schuhe aus. Und bei "Lounging At The Waldorf" erleben Nerzstolas auf weiblichen Schultern ein Comeback, als wäre das im Luxushotel Pflicht. Bei "Fat And Greasy" ("Dick und schmierig") bringt das Männerduo, unterstützt von der routinierten und versierten Band, den Saal endgültig zum Swingen und Mitklatschen. Hamburg hat Harlem - noch dreieinhalb Wochen lang.

Ain't Misbehavin bis 27.11., tägl. außer Mo, 20.00, St.-Pauli-Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 29, Karten ab 14,70 Euro unter T. 47 11 06 66