Ab nächste Woche ist er Kinoheld, der Schweizer Psychoanalytiker C. G. Jung (1875-1961), im neuen Film von David Cronenberg, "Eine dunkle Begierde". Wer sich für den Freud-Schüler, sein Zerwürfnis mit dem Begründer der Psychoanalyse und seine eigenen Denkansätze, zumal in der Erforschung von Mythen und dem Archaischen, interessiert, kann sich zuvor bei diesem Dokumentarfilm informieren, der den Untertitel "Eine Reise in die Psychologie von C.G. Jung" trägt.

Regisseur Rüdiger Sünner, der sich wiederholt mit Mythen und spirituellen Themen beschäftigt hat, legt "Nachtmeerfahrten" chronologisch an. Er teilt dabei mit dem Objekt seiner Untersuchung die "spirituelle Ergriffenheit", die auch den Tonfall des Sprechers häufiger übermannt. Die Bilder, bevorzugt von Natur, von Jungs langjährigem Domizil, fügen dem Film selten eine zweite Ebene hinzu - man könnte sich das Werk auch als Radioessay vorstellen. So sind die Interviews mit Philosophen, Kollegen Jungs und zwei seiner Biografen in ihrer Konkretheit erfreuliche Abwechslungen. Eine Figur aus "Avatar", zu Beginn als Einstieg ins Bild gerückt, verweist zwar auf eine mögliche Aktualität von Jungs Forschungen zum Archetypischen, doch diesem Gebiet geht der Film nur ungenügend nach.

+++-- Nachtmeerfahrten D 2011, 72 Min., o. A., R: Rüdiger Sünner, täglich außer Mo/Di im Koralle-Kino; www.Nachtmeerfahrten.w-film.de