... sagte der Vater des Bestseller-Autors Ken Bruen. Zum Glück widersprach der Sohn. Nun ist der Ire zu Gast beim Hamburger Krimifestival.

Kampnagel. Das einzige Buch, das sich im Haus seiner Eltern fand, war die Bibel. Sie sollte ihm seelischen Beistand bieten und ihn davor bewahren, jemals Schriftsteller zu werden. Genützt hat es nichts. Ken Bruen, 60, ist der erfolgreichste und renommierteste Kriminalschriftsteller Irlands geworden. Einer, der düstere und sozialkritische Romane schreibt, in denen es von hartgesottenen Typen wimmelt.

Jack Taylor ist einer von ihnen. Ein echter Kerl, der immer ein Zitat von Yeats bis Nietzsche parat hat, auch wenn Bruens Vater der Ansicht war, echte Kerle läsen nicht. 2001 erschien der erste Jack-Taylor-Band in Irland, acht Jahre später kam "Jack Taylor fliegt raus" in die deutschen Buchläden, kongenial übersetzt von Harry Rowohlt.

Jack Taylor lebt in Galway an der irischen Westküste. Das Irland der Touristen ist hier weit; Satanssekten, Neonazis, Mörder und Psychopathen siedelt Bruen in jener Stadt an, in der er selbst geboren wurde und auch heute noch lebt mit Frau und Tochter.

Taylor als kaputten Typen zu bezeichnen wäre eine gefährlich verharmlosende Beschreibung, Taylor ist Alkoholiker, er kokst, ihm werden die Zähne ausgeschlagen, er verliert einen Finger, die Frau läuft ihm davon. "Mit der Figur des Jack Taylor wollte ich verdeutlichen, wie viel Leid ein Mensch ertragen kann, ohne daran zu zerbrechen", hat Bruen kürzlich in einem Interview gesagt. Alkoholprobleme gab es auch in Bruens Familie zuhauf, sein Bruder etwa soff sich zu Tode. Mit seinen so lakonisch wie tiefgründig erzählten Geschichten will Bruen aufräumen mit all den Klischees über Irland - etwa damit, dass alle irischen Jungs, wie die italienischen, ihre Mütter über alles lieben. "Meine Mutter ist eine wandelnde Hure", lässt er Jack Taylor sagen. Doch auch wenn Taylor, dieser in Ungnade gefallene Ex-Bulle, von einer Krise in die nächste taumelt - das Gefühl für Gerechtigkeit ist ihm zweite Natur.

+++ 5. Hamburger Krimifestival: Creme de la Crime +++

In dem sechsten Roman der Reihe "Jack Taylor auf dem Kreuzweg" bekommt es der Ermittler mal wieder mit einigem Unschönen zu tun. So liegt sein Ziehsohn im Koma, in Galway wird ein Junge ans Kreuz geschlagen, und als Taylor endgültig die Schnauze voll hat, weil er nicht so recht vorankommt mit seinen Recherchen, geht auch noch ein Auto in Flammen auf. Es ist das Auto der Schwester des ermordeten Jungen. Sie stirbt im Feuer.

Taylor, der Mann, der die literarischen Schöngeister liebt, macht sich auf die Suche nach dem Killer. Unterstützung erfährt er dabei von seiner alten Polizeikollegin Ridge, einer Freundin, ja, aber Romantik fühlt sich anders an.

Vermutlich ist es kein Zufall, dass Ken Bruen seinen gefallenen Detektiv mit einem formidablen Sinn für alles Literarische und Philosophische ausgestattet hat. Schließlich hat Bruen am Trinity College Dublin einst über Metaphysik promoviert. Ein Vierteljahrhundert später begann er mit dem Schreiben von Kriminalromanen. Die Zeit dazwischen verbrachte er als Englischlehrer in Asien, Afrika und Südamerika. Dort wird er einiges darüber gelernt haben, wie es Menschen geht, die ganz unten leben. Und sich vielleicht dennoch das Schöne bewahren möchten.

Ken Bruen und Harry Rowohlt Fr 4.11., 20.00, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestr. 20, Eintritt 12,-

Hamburger Krimifestival 1. bis 5.11., Kampnagel, Karten in allen Heymann-Buchhandlungen, in den Abendblatt-Ticketshops und unter der HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; Programm und Infos im Internet: www.krimifestival-hamburg.de

HA-Krimiedition: www.abendblatt.de/krimi