Brett Deans “The Lost Art of Letter Writing“ beim Philharmoniker-Konzert

Hamburg. Dass Brett Dean kein furchterregender Neutöner ist, hätte sich beim Hamburger Publikum nach der Aufführung seiner Oper "Bliss" an der Staatsoper im letzten Jahr eigentlich herumgesprochen haben müssen. Trotzdem war die Laeiszhalle nur zu einem guten Drittel gefüllt, als der dirigierende Komponist gestern bei den Hamburger Philharmonikern unter anderem sein Violinkonzert "The Lost Art of Letter Writing" vorstellte.

Es liegt ein Hauch von Nostalgie über Deans Kompositionen. Trauer um die verlorene Kunst des Briefeschreibens bezeugt schon der Titel seines Konzerts. Einsamkeit, Sehnsucht, Wehmut sind seine Themen. Und tatsächlich klingt auch die Musik des Australiers so, als wäre er im Denken und Fühlen dem 19. Jahrhundert verpflichtet, während er sich aus dem Klangarsenal der Moderne nur alles für ihn Brauchbare zusammengeborgt hat. Dafür versteht sich der Ex-Bratscher der Berliner Philharmoniker exzellent darauf, idiomatisch für Streicher zu schreiben. Und so konnte die Solistin Isabell van Keulen sich souverän auf technisch höchst anspruchsvollem, aber ästhetisch gesichertem Terrain bewegen.

Als Dirigent ist Dean kein Visionär oder Klangmagier, aber offenkundig ein sehr guter Musiker und Kollege. Unprätentiös und sachdienlich war seine Art der Orchesterleitung. Mit Hugo Wolfs Vorspiel zum "Corregidor" und dessen "Italienischer Serenade" sowie Haydns Symphonie Nr. 86 hatte er thematisch sinnvoll auf sein Violinkonzert bezogene und technisch übersichtliche Stücke ausgewählt. Die gelangen sehr hörenswert; nicht unbedingt als interpretatorische Offenbarung, sondern einfach als gute und gut gespielte Musik.

Sympathiepunkte erntete der freundliche Nebenberufsdirigent außerdem dafür, dass er seinen Orchesterkollegen vor der Pause auch mal ganz alleine die Bühne und den wohlverdienten Applaus überließ.

Konzert-Wiederholung : heute, 20 Uhr, Laeiszhalle