Auf den Kinder-Bühnen der Stadt geht es am Wochenende viel um Identität und Selbstverständnis

Goldbekhaus. Bin ich eins? Bin ich zwei? Eine Frage, die nicht nur Populärphilosoph Richard David Precht in seinem Bestseller stellt, sondern auch Caramella, eine etwas verwirrte junge Frau, die in einer zauberhaften Konditorei arbeitet und nicht sicher ist, ob sie nun eine Fee oder doch eine Hexe ist. Die Antwort darauf, glaubt sie, kann ihr nur eine Märchenpastete geben. Marina Siena und Björn Gülsdorff vom TeatroLibero e. V. haben diese reizende Geschichte erdacht. Am Sonntag feiert sie um 16 Uhr im Goldbekhaus Premiere.

Caramella hat darin ihr Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, aus welchem Märchen sie stammt. Kein Wunder, dass sie das in eine Identitätskrise stürzt. Ein Glück hat sie ihren drolligen Assistenten Plunder, der als Mehlsack daherkommt und ihr helfen will, die Zutaten für die Märchenpastete zusammenzubekommen: ein Lachen etwa oder einen Schrei. Die soll er bei den Kindern zusammensammeln, doch Plunder schummelt. Manchmal lacht er einfach selbst in die Flasche. Doch so kann die Märchenpastete natürlich nicht gelingen. Muss sie auch nicht, denn die Erkenntnis liegt woanders.

"Die Botschaft lautet, dass man immer mehrere Personen ist, mehrere Eigenschaften hat, mal nett, mal artig, mal böse und gemein ist und vor allem viele Geschichten in sich hat", erklärt Eleonora Cucina vom interkulturellen Theaterverein TeatroLibero. Denn irgendwann stellt Caramella fest, dass sie selbst eine Märchenerzählerin ist und Plunder ihr Alter Ego. Das etwa eine Stunde lange Stück ist für Kinder ab sechs Jahren geeignet.

Um Selbstbewusstsein und Identität geht es auch in dem dänischen Tanztheater "Ich weiß, wo dein Haus wohnt", das am Sonntag in der Hamburgischen Staatsoper im Rahmen des Internationalen Musik- und Theaterfestivals KinderKinder zur deutschen Erstaufführung kommt. Drei Tänzer errichten, verschieben und zerstören in einer Welt voller Pappkartons unermüdlich Mauern, ziehen Grenzen, verändern und überschreiten sie. Etwa 50 Minuten dauert diese Theaterproduktion für Kinder ab sechs Jahren sowie Erwachsene, die sich nicht von ihren Ängsten einmauern lassen.

Ebenfalls als Teil des Festivals verleihen die Kinderliedermacher Detlev Jöcker, Volker Rosin und Rolf Zuckowski am Sonntag im Schauspielhaus zum ersten Mal den Deutschen Kita-Musikpreis. 225 Kitas hatten ihre gefilmten Beiträge zu dem Motto "Unser Musiksommer" eingereicht, acht davon werden bei dem Gala-Konzert ausgezeichnet. Da werden Ausschnitte aus den Videos zu sehen sein, und natürlich bestreiten die drei Liedermacher das musikalische Rahmenprogramm.

Ein anderes Kinder-Kulturfestival geht an diesem Sonntag mit einem unfangreichen Programm zu Ende: das Lesefest Seiteneinsteiger. Um 12 Uhr wird etwa die Ausstellung "Ein mittelschönes Leben - Leben im Karton" im Kinderbuchhaus eröffnet. Die Schau zeigt die Ergebnisse eines Projekts, das Kinder zusammen mit Journalisten, Künstlern und einer Kinderphilosophin für die Oktoberausgabe des Obdachlosenmagazins "Hinz & Kunzt" zu dem Thema erarbeitet haben. Dazu gibt es Schattentheater, Hörspiele und einen Philosophie-Workshop.

Die Märchenpastete So 30.10., 16.00, Goldbekhaus (Bus 6, 25) Moorfurthweg 9, Karten zu 8,-/erm. 6,-; www.teatrolibero.de

Ich weiß, wo dein Haus wohnt So 30.10.,11.30 und 16.00, Hamburgische Staatsoper (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße, Karten zu 8,-,/ erm. 6,-; www.hamburgische-staatsoper.de

Gala Deutscher Kita-Musikpreis So 30.10., 11.30, Deutsches Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten ab 6,-; www.schauspielhaus.de

Ein mittelschönes Leben - Leben im Karton So 30.10., 12.00-17.00, Kinderbuchhaus im Altonaer Museum (S Altona), Museumstraße 23, Eintritt frei; www.seiteneinsteiger-hamburg.de