Hamburg. Auf "vielfachen Wunsch des Publikums" habe er verstärkt wieder zeitgenössische Musik aufs Programm gesetzt, so schreibt der Initiator und aktive Kammermusiker Niklas Schmidt im aktuellen Programmheft seiner Reihe "Kammerkonzerte im Mozartsaal". Beim Konzert mit dem St. Petersburger Atrium Quartett am Donnerstag konnte Schmidt nun sogar mit der Uraufführung eines eigenen Kompositionsauftrages aufwarten: Kernstück des Abends war das neue Streichquartett des Wahlhamburgers Xiaoyong Chen.

Er sei ein "leidenschaftlicher Hörer, nicht nur ein Komponist", so erklärte Chen zur Einführung in sein Werk. Sein Drittes Streichquartett belegte dies eindrücklich. Chen hat ein geradezu erotisches Verhältnis zu Klängen; ein einzelner Impuls des Cellos, dessen Nachhall von den hohen Streichern aufgefangen und fortgetragen wird, ist sein Material. Solche Klänge behandelt Chen wie eine kostbare Skulptur, die man behutsam dreht, um sie in wechselndem Licht zu betrachten, und sanft mit den Fingerspitzen streichelt, um ihre Beschaffenheit zu ertasten.

Weniger intensiv blieb Prokofjews selten gespieltes Streichquartett h-Moll, das den Komponisten statt von seiner brillant-bissigen Seite eher als gesetzten Klassiker zeigt. Förmlich mitgerissen von seiner eigenen Spielfreude wurde das um Niklas Schmidt und Stefan Fehlandt verstärkte Ensemble zum guten Schluss bei einer fulminanten Aufführung von Tschaikowskys Sextett "Souvenir de Florence".